Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 244
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0244
244

Ulrich Coenen

Das Leben und das tragische Ende der Frau, die ab 1912 nach Plänen
des Architekten Wilhelm Kreis das heutige Schlosshotel Bühlerhöhe als
Offiziersgenesungsheim errichten ließ, wurden in der regionalgeschichtlichen
Literatur bereits mehrfach beschrieben.1 Eine Analyse der Architektur
, die sich am barocken Schlossbau, am neuzeitlichen Festungsbau und
am mittelalterlichen Burgenbau orientiert, gibt es bislang nur in Ansätzen.2
Das Vorbild für das Schloss im Schwarzwald befindet sich in Norditalien.
Als Wilhelm Kreis 1912 mit dem Bau des Genesungsheimes für Offiziere
begann, stand das barocke Jagdschloss Stupinigi bei Turin Pate.3 Filippo
Juvarra erbaute es ab 1729 im Auftrag von König Vittorio Amedeo II. von
Piemont-Sardinien.4 Seine Familie, das Haus Savoyen, stellte ab 1861 mit
Vittorio Emanuelle II. den italienischen König; Stupinigi, das die Nachfolger
Juvarras zum Wohn- und Residenzschloss ausbauten, wurde bis 1919
durch die königliche Familie genutzt, dann durch den Maurezianerorden
übernommen und seit 1926 zum Museum für europäische Möbel des 18.
Jahrhunderts ausgebaut.

Die Bauherrin Herta Isenbart

Herta Isenbart wurde am 30. Juni 1871 als Tochter des reichen jüdischen
Kaufmanns Julius Schottländer in der ihm gehörenden Herrschaft Hartlieb
in Schlesien geboren, zu der zwölf Güter mit einer Gesamtfläche von 1840
Hektar gehörten.5 Außerdem besaß er etwa 30 Häuser in Breslau und eine
Dampfziegelei in Friedewalde. Als Beruf gab er Häusermakler an, doch er
nannte sich auch Rittergutsbesitzer und Fideucomisherr auf Alt Schliesa,
wo er 1911 starb. Seinem Sohn und den vier Töchtern hinterließ er ein Vermögen
von über 50 Millionen Reichsmark.

Herta Isenbart war in erster Ehe mit dem Bankier Pringsheim, der mit
Katia Pringsheim, der Frau von Thomas Mann, verwandt war, verheiratet.
Diese Beziehung ging nach der Geburt des Sohnes Hans (1891), der im
Ersten Weltkrieg als Leutnant diente und später Botschaftsattache in Berlin
war, in die Brüche, weil sie Oberst Wilhelm Isenbart kennenlernte. Der
Offizier war während eines Manövers auf einem der Güter von Julius
Schottländer einquartiert und lernte bei dieser Gelegenheit dessen Tochter
kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zum Entsetzen ihrer Eltern ließ
sich Herta scheiden, heiratete den Oberst und trat zum Protestantismus
über. Der gesellschaftliche Skandal war perfekt, die Familie Schottländer
wandte sich von Herta ab. Nur eine Schwester, Trude Sobernheim, und ihr
Mann blieben ihr verbunden. Herta wurde enterbt, ihr Erbe auf den Pflichtteil
gesetzt. Das waren aber immer noch weit über drei Millionen Reichsmark
. Ihr Sohn Hans besaß ein selbstständiges Vermögen von dreieinhalb
bis vier Millionen Mark.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0244