Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 248
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0248
248

Ulrich Coenen

Als Schüler von Paul Wallot stand Kreis in Dresden zunächst unter dem
Einfluss der lokalen Barocktradition. Sein erstes Großwerk in Dresden war
die Augustusbrücke (1908-10). Der Vorgängerbau war ein Werk des Dresdener
Baumeisters Daniel Pöppelmann (1728-30) und musste einer neuen
Konstruktion weichen, weil er den wachsenden Verkehrsansprüchen nicht
mehr genügte. Kreis entwickelte in enger Anlehnung an das historische
Vorbild einen Neubau in moderner Technik. Der Baustoff Eisenbeton, der
mit Naturstein verkleidet wurde, ermöglichte anstelle der 18 engen Bögen
nun lediglich neun weitgespannte. Weitere bedeutende Bauten Kreis' in
der Kaiserzeit sind die Warenhäuser Leonhard Tietz in Köln (1912-1914)
und Geschwister Knopf in Karlsruhe (1912-1914).

Bereits 1902 wurde Kreis zum Professor für Raumkunst an der Kunstgewerbeschule
in Dresden ernannt, 1908 wechselte er als Nachfolger von
Peter Behrens als Direktor an die Kunstgewerbeschule Düsseldorf, die
1920 mit Einverständnis von Kreis und trotz heftigen Widerspruchs zahlreicher
anderer Experten in der Kunstakademie aufging.15 In Kreis' Düsseldorfer
Zeit trat die neobarocke Zierform zugunsten einer mehr zweckbestimmten
Nutzform zurück, dennoch wirkten barocke Reminiszenzen
nach, beispielsweise im Verwaltungsgebäude für die Emscher Genossenschaft
in Essen (1908/09) und im Wohn- und Atelierhaus Reusing in Düsseldorf
(1909). In seinen Entwürfen für das Offiziersgenesungsheim Bühlerhöhe
kehrte Kreis 1911/12 letztmalig zu seinen neubarocken Dresdener
Wurzeln zurück.

1926 wechselte Kreis als Nachfolger von Heinrich Tessenow an die
Technische Hochschule Dresden. Während die Avantgarde in der Weimarer
Republik die Formen- und Ausdruckssprache des Neuen Bauens entwickelte
, ging auf Seiten der konservativen Architekten, zu denen Wilhelm
Kreis zählte, die Bemühung aus der Vorkriegszeit um monumentalen,
repräsentativen und „deutschen" Ausdruck in der Architektur weiter. Die
in der Kunstwissenschaft immer noch gängige Konzentration der Weimarer
Baukunst auf das Bauhaus verengt den Blick für die tatsächlichen Entwicklungen
. Kreis, 1929 mit der Ehrendoktorwürde der Technischen
Hochschule Dresden ausgezeichnet, ist neben Paul Bonatz der wohl renommierteste
Architekt dieser Zeit. Zu den wichtigsten Werken Kreis'
zählen das Wilhelm-Marx-Hochhaus (1922-1924) und das Rheinufer in
Düsseldorf (1924-26) sowie das Hygiene-Museum in Dresden (1930). Bereits
1927 erschien eine erste Biografie über Wilhelm Kreis,16 1953 folgte
eine zweite.17 Beide Publikationen unterstreichen die Bedeutung des
Architekten in der Weimarer Republik und in der Bundesrepublik.

Als 1933 die Nazis die Macht übernahmen, verlor Kreis seine Ämter als
Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und als Rektor der
Technischen Hochschule Dresden, er arrangierte sich aber später mit dem
faschistischen System. Seine Rolle im Dritten Reich ist umstritten. Eine


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0248