Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 253
(PDF, 145 MB)
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Biihlerhöhe und Stupinigi

253

Die Talseite ist die eigentliche Hauptansichtsseite des Schlosses. Das
erste und zweite Geschoss sind durch eine die Fensterachsen rahmende
Werksteingliederung aus Lisenen mit abschließendem Stockwerkgesims in
Kolossalordnung zusammengefasst. Zwischen den Lisenen bestimmen
Putzgliederungen das Bild, die rechteckigen Holzsprossenfenster des
Erdgeschosses haben rahmende Blendbögen, das zweite Geschoss besitzt
niedrigere Holzsprossenfenster mit Rahmungen, das dritte Geschoss ist
durch eine reliefartige, geometrische Putzgliederung mit ovalen Fenstern
gestaltet. Der umlaufende Balkon wurde erst beim Umbau zum Kurhaus
1921 geschaffen, damals wurde auch jedes zweite Fenster in eine Tür umgewandelt
.36 Der Rundturm tritt an der Talseite risalitartig vor die Fassade,
in seinem Untergeschoss befinden sich drei Türen, ansonsten entspricht die
Gliederung den Seitenflügeln. Das vierte Geschoss des Turmes, dessen
Höhe von Rüschhoff und Wortmann aus Kostengründen reduziert werden
musste, hat über einem mehrfach profilierten Stockgesims kleine Rundfenster
und trägt ein schlichtes Kegeldach.

Die ganze Architektur der Talseite ist auf einen Bruchsteinsockel gesetzt
, in den auch die Terrasse vor dem Rundturm einbezogen ist. Von dort
führen an beiden Seiten lange, einläufige Treppen hinab zum Hang. Ein
Viadukt aus Bruchsteinen führt über vier Bogenstellungen von der Nordwestecke
des Schlosses zu einem zweieinhalbgeschossigen Rundturm mit
Glockendach auf dem höchsten Punkt des Bergsporns. Der Turm besitzt
zwei Hauptgeschosse und ein dieses trennendes schmales Zwischenge-
schoss. Das Untergeschoss besteht aus Bruchstein und wird an der Bergseite
durch Pilaster gegliedert; zur Talseite öffnet es sich mit vier Kolonnaden
. Dahinter befindet sich eine kleine Aussichtsplattform, von der aus eine
Wendeltreppe ins überkuppelte Turmzimmer des Obergeschosses führt.
Das verputzte Obergeschoss besitzt abwechselnd Rechteck- und Rundbogenfenster
. Dieser so genannte Wilhelmsturm (nach Wilhelm Isenbart) hat
eine doppelte Funktion. Einerseits ist er wie das gesamte Schloss ein
Denkmal für den General, andererseits ein Aussichtsturm.

Gerade dieser Aspekt ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung, entstanden
doch in Europa vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ersten
Weltkrieg zahlreiche Aussichtstürme, die - wie Joachim Kleinmanns in
seiner Aachener Dissertation feststellt - der Befriedigung einer neuen
„Seh-Sucht" dienten.37 Die Erfahrung des Horizonts wurde zum Schlüsselerlebnis
für eine ganze Epoche. Daneben spielte auch ein neues Naturgefühl
für die Entstehung des Aussichtsturms eine wichtige Rolle. Auch dieses
entwickelte sich im späten 18. Jahrhundert und führte unter anderem
zur Entwicklung der Landschaftsgärten. Der wachsende Tourismus war
ebenfalls ein wichtiger Faktor. Vorläufer und Vorbilder der Aussichtstürme
waren die Türme und Turmruinen der englischen Landschaftsgärten des
18. und frühen 19. Jahrhunderts.


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