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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 280
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Gerhard Lörsch

für unseren Fürsten entsteht Gefahr, wenn der Großherzog in 2/3 seines
Landes die Regierung mit einem fremden Potentaten teilen muss."22

Ernst Fink war anderer Ansicht als sein Freund. Im selben Jahr 1857
schrieb er, man könne die Unterscheidungen zwischen katholisch und
evangelisch zwar polemisch sehen, man könne aber auch das Gemeinchristliche
anerkennen. Dann ergebe sich, „dass die römisch-katholische
Auffassung doch nicht lediglich aus Irrtum und Abfall entstanden ist, und
oft eine von uns nicht ganz gewürdigte, bei uns zurückgetretene Wahrheit
vertritt und dass in unserem evangelisch-protestantischen Christentum und
Kirchentum auch Mangel und Einseitigkeit sich findet. Die Konfirmanden
sollen, müssen wissen, dass sie Christen sind mit anderen, dass sie auch
mit den Katholiken zu Einer christlichen Kirche gehören".23

Am 19. Oktober 1859 unterzeichneten Papst Pius IX. und am 5. Dezember
des Jahres Großherzog Friedrich24 eine „Konvention". In Baden „erhob
sich ein Sturm, wie ihn das Land seit 1848 nicht mehr erlebt hatte".23 Beide
Kammern lehnten das Konkordat ab. Der katholischen Kirche begegnete
offener Hass. Vorurteile, die man für überwunden hielt, lebten wieder auf.
Großherzog Friedrich betonte am 7. April 1860 in der „Osterproklama-
tion", er werde dennoch den „Grundsatz der Selbständigkeit der katholischen
Kirche in Ordnung ihrer Angelegenheiten" zur Geltung bringen.26
Neue Gesetzentwürfe seiner Regierung aber beharrten auf der staatlichen
Oberhoheit. Der Kampf zwischen katholischer Kirche und dem badischen,
später vor allem dem preußischen Staat, der sog. „Kulturkampf, tobte bis
in die achtziger Jahre. Er riss tiefe und noch lange offene Gräben auf -
nicht nur zwischen staatlicher Gewalt und katholischer Kirche, sondern
auch zwischen den Konfessionen.

Der „Wessenbergianer" Andreas Martin stand dem „Ultramontanismus
"27 distanziert gegenüber. Als ihm zum 50-jährigen Priesterjubiläum
am 30. Mai 1856 Großherzog Friedrich das „Ritterkreuz des Ordens vom
Zähringer Löwen" verlieh,28 sagte ein diesbezügliches Gutachten, der
Acherner Stadtpfarrer habe an der Haltung des erzbischöflichen Stuhls
„durchaus keine Freude" gehabt,29 sicher aber auch nicht am Vorgehen der
badischen Regierung.

In der Zeit Martins und Finks wirkten drei katholische Priester in der
Illenau: Xaver Kühr,30 Franz Karl Weickum31 und Ignaz Guth.32 Zur Zeit
des Letzteren unterrichtete ein Anonymus „im Namen sämtlicher Katholiken
zu Illenau" das Erzbischöfliche Ordinariat davon, dass Direktor Roller
Illenau protestantisch machen wolle, „was ihm um so leichter wird, als unser
katholischer Geistlicher nicht seine Pflicht tut". Der vom Ordinariat um
Auskunft ersuchte katholische Arzt Karl Hergt33 antwortete am 20. September
185 9:34 „Ich glaube nicht, dass die gegen den Hochverdienten Direktor
der Anstalt eingeflochtene Verleumdung einer Widerlegung bedarf.
Ich kann aber nicht umhin hier auszusprechen, wie alle Angehörigen Ille-


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