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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 304
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Gerhard Lütsch

dienstbesuch. Fink wandte sich deshalb an Dekan Leichtlen" von Rheinbischofsheim
. Der antwortete am 7. Dezember 1833:

„Das Unwesen, das Sie beklagen, ist allgemein verbreitet, und gehört
seit ungefähr 30 Jahren12 zur Tagesordnung, obgleich es eine höchst traurige
Nacht-Unordnung ist." Leichtlen ließ Fink wissen, dass er in dieser Angelegenheit
von den Behörden keine Unterstützung zu erwarten habe. „Ans
Amt sich zu wenden, rate ich Ihnen nicht, verehrter Freund! Lassen Sie
überhaupt nur den Staat und seine Hilfe aus dem Spiel, beschränken Sie
sich auf die Waffen des Geistes, die Ihnen ja in so reichem Maße zu Gebote
stehen, suchen Sie nach und nach durch Belehrung und väterliche
Mahnung zu bessern, was sich bessern lässt und denken Sie: auch des Heilands
und seiner Apostel gewaltige Worte konnten nicht alle Wege eben
machen."13

Ernst Fink lebte sich rasch in die Geschichte und damit in die Seele des
Dorfes ein. 1834, im Bericht zur „Kirchen- und Schulvisitation", sprach er
den Gliedern der Gemeinde „eine natürliche Heiterkeit des Gemüts und
rastloser Fleiß in den Berufsgeschäften" zu. Er betonte, „dass die Gemeinde
, durch die Bemühungen des gegenwärtigen Bürgermeisters namentlich,
schuldenfrei geworden ist, was bei dem großen Drucke, der in den Kriegsjahren
von Freund und Feind auf dieser Gegend lag, viel sagen will".14 Er
fasste zusammen: „Überhaupt, wenn man bedenkt, wie in der Zeit der Revolution
die Gemeinde aufwuchs die Männer zum Teil unter fremde Heere
gesteckt wurden, Kriegsvolk aller Art hier hausend und oft monatelang
kein Gottesdienst. Wegen des mangelnden Christentums kann sie mehr beklagt
als angeklagt werden, zumal da von Seiten der Kirche nur wenig für
sie geschah."15

Kraft Amtes war Fink örtlicher Schulinspektor. Die Frage „Wie oft der
Pfarrer die Schulen visitiere und womit er sich da beschäftige",16 beantwortete
er bei der „Kirchen- und Schulvisitation" am 22. Oktober 1834 so:
„Die Schule besuche ich wöchentlich, mit wenigen Ausnahmen zweimal,
und beschäftige mich daselbst mit Nachsehen und Nachhelfen beim Schreiben
und Lesen, besonders der Kleineren." Der Lehrer Wilhelm Gockel war
am 29. März 1832 nach Leutesheim gekommen17 und versah neben dem
Schuldienst auch den eines Messners und Organisten. Der damals 41-Jährige
hatte durchschnittlich 136 Kinder zu unterrichten.18 Seine „Kompetenz"
betrug 175 Gulden, darin eingerechnet Wohnung, Garten und Naturalien,
dazu das „Schulgeld" in Höhe von 1 Gulden für jedes Kind; insgesamt also
etwa 300 Gulden im Jahr. Wilhelm Gockel führte, wie viele seiner Kollegen
, ein hartes Leben. Das heiter anmutende Lied vom „armen Dorfschulmeisterlein
" war bitterer Ernst. Wen wundert es, dass wenige Jahre später
viele Lehrer sich auf die Seite der Revolutionäre schlugen?

Bis zum Ende seiner Leutesheimer Zeit trat Ernst Fink für Wilhelm
Gockel ein. Am 22. Juli 1840 befürwortete er des Lehrers Gesuch um „Ver-


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