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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 311
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Leutesheim und Regine Jolberg

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bürgermeister Mathias Zimmer, seine Ehefrau Maria geb. Hummel, sein
Sohn Johannes und seine Tochter Barbara und tragen vor: Wir sind gekommen
, nach Amerika auszuwandern und erbitten uns hierzu unter den gesetzlichen
Formen die Staatsgenehmigung erteilen zu wollen. Man hat dieselben
auf die Folgen ihres Entschlusses und auf die möglichen Gefahren
bei der Ausführung desselben aufmerksam gemacht, worauf dieselben erklären
: Wir müssten immerhin bei unserem Vorsatz bleiben und bitten, die
Liquidation in möglichster Bälde vorzunehmen."63

Martin Gottlieb Wilhelm Brandt überlieferte einen undatierten Tagebuch
-Eintrag, in dem Regine Jolberg sich selbstkritisch zu ihrem willensstarken
Charakter äußerte: „Ich fühle mich gedrungen, hier ein Bekenntnis
abzulegen. Ich war damals noch nicht stille genug, sonst hätte ich die Sprache
meines Gottes besser verstanden. Als ich von Stuttgart nach Leutesheim
ziehen wollte, hatte ich die Zustimmung meines Vaters nur mit
Widerwillen erhalten - und mögen seine Gründe noch so fremd gewesen
sein, es war seine Liebe, die mich abhalten wollte, aber ich wollte sie nicht
verstehen und in Stille warten. Auch noch bei der Gründung der Anstalt
hatte mir ein erfahrener Freund abgeraten, dahin die Anstalt zu legen, aber
der Herr hatte es mir verborgen und hat mich später selbst von da wieder
weg getan und zwar in unverkennbarer Weise seines Willens. - O wie oft
glauben wir alle Zeichen des göttlichen Willens zu haben - und nur eine
schwache, innere, kaum vernehmbare Stimme sagt: Nein! Aber was wir
wollen, überwiegt die leise Sprache des heiligen Geistes - und wie viel
muss der Herr über uns ergehen lassen, bis wir sie verstehen lernen!"64

Anmerkungen

1 Manuskript eines am 23.1.2002 in Leutesheim gehaltenen Vortrags

2 Jolberg, Regine (1800-1870) war das dritte von neun Kindern ihrer Eltern David und
Sarah Zimmern in Heidelberg. Ihr Vater war Bankier und Vorsteher der dortigen
isreaelitischen Gemeinde. 1924 verlor sie ihren ersten Mann. Zwei Jahre später ließ sie
sich mit ihren beiden Töchtern taufen. Dr. Jolberg, ihr zweiter Mann, starb 1829 nach
nur einjähriger Ehe. Regine Jolberg nahm ein mutterloses Mädchen als Pflegetochter
und drittes Kind in ihr Leben auf. „Die vielen Irr- und Umwege meines Lebens führten
endlich in den stillen Hafen der Arbeit am Reiche Gottes."

3 Ziegler, Wilhelm: Mutter Jolberg und die Väter des Nonnenweierer Werkes, Karlsruhe
1925, 100

4 Der „Evangelische Oberkirchenrat" war damals nicht eine selbständige Behörde, sondern
eine Sektion, eine Unterabteilung des Ministeriums des Innern

5 Fink, Ernst (1806-1863) war von 1842 bis zu seinem Tod evangelischer Geistlicher der
Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern. - Über sein Leben und Wirken informieren
die beiden Bücher: Lötsch, Gerhard; Roller, Christian und Fink, Ernst: Die Anfänge
von Illenau, Achern 1996 - und Lötsch, Gerhard: Von der Menschenwürde zum Lebensunwert
. Die Geschichte der Illenau von 1842-1940, Achern 2002


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