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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 384
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Helmuth Lehmann

Selbstmörder durften nicht auf einem Friedhof beerdigt werden. Daher
war es auch die Aufgabe des Scharfrichters, die Leiche auf dem Schindanger
zu begraben.

Der Altenheimer Pfarrer Johann Georg Büttner schrieb 1660 ins Kirchenbuch
: „Horrendus Casus. Dienstags den 7. Hornung (Februar) 1660
hat Barbara B., weiland Jacob W. sei. Gewesener Bürgers und Schneiders
allhie, nachgelassene Wittib, bürtig von Schutterwalds welche im Jar 1645
alhero geheirathet. Sich aufs Einleben des Teuffels und lauterer Boßheit,
in ihrem Häuslin, in der Kuchen - gleich vor der Stubenthür neben dem
Herde, an einem Drom mit einem Strick erhenckt und erwürget. Sie hat unter
ihr ligend gehabt ein klein Stübelin. Ist darauff am Mittwoch hernach aufs
Befehl des Junckern Amptmanns zu Lohr, durch den Scharfrichter von
Lohr, mit dem Hencker Schwert der Strick am Drom abgeschnitten, und zuvor
ein Sechssömig Faß unter sie gesteht, daß sie alsbald ins Faß gefallen,
zugeschlagen, und im Hauß stehenblieben biß uff den Montag den 13. Hornung
. Auff welchem Tag der Pfarrherr, Schultheiß, Heimburger, Jacob
Reutter, Henrich Büttner, Catharina Hirsterin als Hebam, Maria Schwingin
, Christina Weißin, Maria Kellerin durch den Amptschreiber zu Lahr,
verhöret, der Fürstlich Markgräfliche Oberkeitliche Bescheid vorgelesen,
und endlich durch samptliche Gerichtspersohnen und erkandt worden, daß
der erhenckte Leib durch den Scharfrichter auff den offendlichen Schelmenwasen
sol geführt und begraben werden. Welches auch alsobald geschehen
und vollzogen worden. Ist ein bößes zänkisches Weiblein gewesen.
Ihre Mutter ist zu Schutterwald beim galgen öffendlich verbrandt worden.
Man hat sie auch für eine Hexin gehalten. Behüte der liebe Gott für einen
solchen Todt. "6

Eine der letzten öffentlichen Hinrichtungen in Baden fand 1854 in Gengenbach
statt.

Der Scharfrichter Müller aus Ladenburg enthauptete zwei Mörder auf
der Kinzigwiese mit dem Schwert. Der Sohn und der Knecht ermordeten
einen Großbauern, um in den Besitz des Hofes zu kommen. Viele Lahrer
wanderten über den Berg, um sich dieses Schauspiel anzusehen. Nach Augenzeugenberichten
stürzten einige Weiber auf das Schafott, um sich etwas
Blut von den Geköpften zu verschaffen, da dieses nach einem alten Volksglauben
ein gutes Mittel sei gegen die „fallende Krankheit" (Epilepsie).7

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gingen die Todesstrafen stark zurück
und mit der Gründung des Großherzogtums Baden wurde das Rechtswesen
unter staatliche Obhut genommen.

Durch die Aufklärung und die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation durch Napoleon hat das mittelalterliche Denken in
unserem Land ein Ende gefunden.

Das hat sich auch auf die Berufsgruppe der Nachrichter und Wasenmeister
ausgewirkt. Ein Beispiel zeigt die Nachrichterfamilie Frank in


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