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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 426
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Hans Herrmann

16.8.1802

Kam seine Frau mit ihrem halbjährigen Kind zu ihm, welches ein trauriger
Anblick war. Da der alte Galgen vor mehreren Jahren umgefallen, so
machte der herrschaftliche Zimmermann Jakob Irion von Willstätt einen
neuen Galgen wieder in Form eines Siebeners, wozu die Herrschaft das
Holz gegeben. Der Wagner Dietrich zu Willstett machte die Leiter, welche
doppelt war. Auf den 16. Abends wurde der Galgen aufgerichtet.

17.8. 1802

Morgens früh ließ ich den Schranken auf dem Bühl säubern und einen
Tisch hinein stellen nebst Stühlen. Um 9 Uhr kam der Hl. Adjunct Neßler,
der Hl. Regier. Rath Kappler (beiwohnungsweise) der Hl. Land Commißa-
rius und Amtsschultheis Wezel von Willstett auf den Bühl mit welchen ich
und das Gericht in den Schranken traten. Sogleich wurde die Totenglocke
angefangen zu leuten, worauf die Hl. Geistlichen dem armen Sünder bedeuten
, daß er nunmehr vor Gericht zu erscheinen habe. Der Schranken
war mit bewaffneten Bürgern besetzt. Der arme Sünder mußte hinten im
Schranken auf einen Schemel sitzen. Es erschien zugleich der Hl. Advokat
Wagner von Neufreistett, als peinlicher Ankläger und hielt eine Anklage,
worin er die Verbrechen des Stiedels recht lebhaft schilderte und das peinliche
Gericht zu einer recht exemplarischen Strafe aufforderte. Hl. Advocat
Gochmat, als Vertheidiger sagte weiter nichts, als daß der peinlich Beklagte
, nach seiner Erziehung die Größe seiner Verbrechen nicht so wie ein
Mann von beßerer Erziehung hat kennen können und etliche Tage vor der
Ermordung ganz betäubt herum gegangen, mithin auch keine so harte Bestrafung
verdient hätte. Hierauf las Herr Actuarius Neßler das Urteil von
Hochfürstlicher Regierung vor, nach welchem derselbe mit dem Strang hingerichtet
werden soll mit dem ausdrücklichen Befehl, daß ihm das Genick
nicht gebrochen und das Gemäch nicht zerdruckt werden soll. Nach diesem
trat Hl. R.R. Exter vor und brach den Staab (so weiß von Thannen Holz gemacht
und in der Mitte so durchgesäget war, daß solcher leicht zu brechen
war) warf die zwei Stücke dem Stiedel vor die Füße. Alsbald traten die
Scharfrichter vor und nachdem der Thurmbott Michel Knapp die Kette abgenommen
hatte, banden sie den Stiedel mit einem Seil die Arme zusammen
, und so ging es auf den Wagen, auf welchem vorne zwei Scharfrichter
saßen, der Stiedel saß rückwärts gegen die zwei Hl. Geistlichen, die ihm
zusprachen. Hinten saß der Thurmbott Knapp, der noch eine Bouteille roten
Wein hatte, wenn allenfalls der Maleficant noch trinken wollte. Sofort fuhr
der Hanns Moschberger ganz langsam, während die Armsünderglock noch
geläutet, aus dem Dorf, ich ritt vorher und die Gerichtsleute giengen mit,
die Hl. Beamten vorher schon die bewaffneten Bürger beiderseits dem Wagen
, theils bei dem Hochgericht, wo Hl. Amtschultheis noch viele Burger


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