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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 429
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429

Faszinosum, Filou und Forschungsobjekt:

Das erstaunliche Leben des Hellsehers Ludwig Kahn

(1873-ca. 1966)

Uwe Schellinger

Vor nunmehr 50 Jahren, im Frühjahr 1952, erschien in der Ortenauer
Rundschau ein Artikel unter der verheißungsvollen Überschrift „Der
Mann, der las, ohne zu sehen ". Der anonyme Verfasser berichtet darin von
einem Bürger aus Offenburg namens „Leo Kahn", der unter dem Pseudonym
„Professor Alkadar" mit okkultistischen Experimenten aufgetreten
sei, dabei äußerst erfolgreich gewesen war und es mit seinen Fähigkeiten
sogar bis zum „Hofkünstler am englischen und russischen Hofe" gebracht
habe. In Offenburg, seiner Heimatstadt, habe er seine Experimente hingegen
nur im privaten Kreis durchgeführt. Mit Kahn zusammengearbeitet
hatte in Offenburg der Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Hofmann, „der für
Hypnose, Somnambulismus, Okkultismus, Parapsychologie großes Interesse
hatte". Für den Verfasser des Artikels war Kahn „ein ausgesprochener
Schwarzer Magier", dessen Experimente „alle mit großer Verblüffung [gelangen
]."1

Diesen „Professor Alkadar" aus Offenburg gab es tatsächlich. Allerdings
hieß er nicht Leo, sondern Ludwig Kahn. Der bemerkenswerte Aufstieg
dieses Mannes, aber auch sein Scheitern als „Hellseher" ergeben eine
verwirrende Biografie, die sich zwischen Glamour, Wissenschaft und Kriminalität
bewegte2. Dabei befand sich Kahn zeitweise im Fokus intensiver
Debatten, welche die Geschichte der Parapsychologie seit jeher begleitet
und im Kern geprägt haben, nämlich die Auseinandersetzungen über die
Echtheit von Phänomenen sowie möglicher Trickkunst und Täuschung.3

Ludwig Kahn wurde am 21. Juni 1873 in Offenburg als Sohn des Weinhändlers
Moritz Kahn und dessen Frau Sophie geboren4. Die Wurzeln der
Familie reichen weit in das südbadische Landjudentum zurück. Wie viele
Offenburger Juden stammten auch die Kahns aus der nur wenige Kilometer
entfernten Ortschaft Diersburg, in der seit Mitte des 18. Jahrhunderts eine
große jüdische Landgemeinde ansässig war. Auf dem jüdischen Friedhof in
Diersburg lässt sich der Grabstein von Ludwig Kahns Großvater Kaiman
Kalonymos Raphael Kahn (ca. 1773-1860) finden5. Dessen Sohn Moritz
gehörte zu den ersten Juden, die in Folge der Emanzipationsgesetzgebung
nach Offenburg gekommen waren und die dortige jüdische Gemeinde aufgebaut
hatten. Der Kaufmann ließ sich 1866 mit seiner Frau und den drei
Töchtern Minna (geb. 27.9.1862), Clementine (geb. 14.12.1863) und


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