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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 445
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Faszinosum, Filou und Forschungsobjekt: Das erstaunliche Leben des Hellsehers Ludwig Kahn 445

Richet, als einer der Vorreiter der parapsychologischen Forschung bekannt
, war es offenbar, der einen Kontakt zum renommierten, 1919 von
ihm mitgegründeten Institut Metapsychique International und dessen Direktor
Eugene Osty (1874-1938) herstellte.66 Das zur damaligen Zeit europaweit
führende Institut für den Bereich der wissenschaftlichen Parapsy-
chologie war auf Untersuchungen paranormal begabter Menschen spezialisiert
. So hatte man unmittelbar vor der Ankunft Kahns Experimente mit
dem polnischen Medium Stephan Ossowiecki (1877-1944) durchgeführt.
Dieser verfügte über ähnlich wirkende Fähigkeiten wie Kahn, da er verschlossene
Schriftstücke und Bilder identifizieren konnte.67

In den Institutsräumen in der Avenue Niel Nr. 89 sowie in der Privatwohnung
von Charles Richet wurden im Zeitraum vom 1. Februar 1925 bis
zum 23. März 1925 mehrere experimentelle Sitzungen mit dem Hellseher
aus Offenburg durchgeführt. Richet lud Kahn auch zu Privatterminen zu
sich ein. Zwischen den Sitzungstagen reiste Kahn zudem ins mondäne
Cannes, um dort als „celebre medium" aufzutreten.68

Über die spektakulären Ergebnisse der Sitzungen wurde in der institutseigenen
Zeitschrift Revue Metapsychique berichtet und dabei Auszüge aus
den erstellten Protokollen veröffentlicht.69 An den Experimenten nahmen
neben Direktor Osty und Charles Richet mehrere hochrangige Persönlichkeiten
der Pariser Wissenschaftsszene teil. Ein Kreis von weit über 20 Personen
erhielt Anschauungsunterricht von den verblüffenden Aktionen Ludwig
Kahns. Offensichtlich hatte der Hellseher seine Versiertheit seit den
früheren Auftritten noch verfeinert, da er im Gegensatz zu damals nun
auch imstande war, in Anwesenheit mehrerer Personen zu agieren.70

Wie aus den veröffentlichten Publikationen hervorgeht, hatten die in Paris
anwesenden Experimentatoren die umfassende Debatte, die der Fall
Kahn ein Jahrzehnt zuvor in Deutschland schon einmal ausgelöst hatte,
allerdings nicht zur Kenntnis genommen. Ebenso wenig bemühten sich die
französischen Forscher um eine Aufklärung des biografischen Hintergrunds
des Hellsehers und kamen somit gar nicht auf den Gedanken, etwa
dessen frühere Bekanntschaft mit „Professor Reese" in ihre Rechnung mit
einzubeziehen, obwohl schon zehn Jahre zuvor auch in Frankreich darüber
berichtet worden war.71 Für die Wissenschaftler um Osty und Richet zählte
in ihrer Beurteilung einzig und allein die ihnen momentan augenfällig vorgeführten
Fähigkeiten Kahns.

1925 erschienen die Berichte über die Sitzungen mit Kahn in entsprechenden
Übersetzungen in weiteren Fachzeitschriften, nämlich im amerikanischen
Journal of the American Society for Psychical Research sowie
in den Psychischen Studien, dem seinerzeit wichtigsten parapsychologischen
Fachorgan in Deutschland.72 In einer relativ kurzen Zeitspanne war
sein Fall in den wichtigsten parapsychologischen Gesellschaften publik geworden
. Die bedeutendsten Parapsychologen der damaligen Zeit hatten


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