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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 489
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Die israelitische Gemeinde in Lichtenau im 19. Jahrhundert

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seitigt werden können. Der Bezirksarzt beschreibt den Raum so: „Das
Lokal für 30 israelitische Schüler zu Lichtenau besteht aus einem kleinen
Mansardenstübchen, nicht ganz sieben Schuh hoch in der Wohnung des
Lehrers. Es hat dieses Stübchen nur zwei zu hohe und schmale Fensterchen
, durch welche das Licht einfüllt. Es liegt gegen Süden und im Sommer
ist die Hitze unerträglich. Im Winter heizt ein Öfchen, das bei Wind den
Raum in Rauch einhüllt."

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Arzt bei seinen
Kontrollen eine graue Brille aufgehabt hat.

In seiner Antwort am 27. Juli 1843 kommt der Lichtenauer Synagogenrat
auch zu einem anderen Ergebnis: Er gibt zu, dass das Zimmer zwar
nicht den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Es sei aber zu bedenken,
dass es jeweils nur mit 10-12 Kindern besetzt sei, für die hinlänglich
Raum vorhanden ist und sich keine Verdunstungen darin befänden. Der
Lehrer ist mit dem Raum zufrieden. Er habe sich in diesem Lehrsaal nie
eine Krankheit zugezogen, so wenig wie die Kinder.

Gegenwärtig sei die Israelitische Gemeinde nicht imstande, sich für dieses
Zimmer Ausgaben zu leisten. Unterschrift: Der Synagogenrat: E. Roos,
K. Mayer, Ls. Kahn.

In der Gemeindeselbstverwaltung gab es auch eine das Schulwesen betreffende
Stelle. Sie nannte sich „Ortsschulinspektion*' und bestand aus
dem Pfarrer, dem Bürgermeister, einigen Gemeinderäten und einem Lehrer
. Auch dieses Gremium befasste sich mit dem umstrittenen Unterrichtsraum
. Diese Inspektion äußerte sich am 25. Juli 1843:

„Die Israeliten von Lichtenau besuchen von jeher die Volksschule der
Christen und nehmen an allen Lehrgegenständen teil mit Ausnahme des
Religionsunterrichts. ... (Diesen) erteilt ein jüdischer Lehrer in einem den
Juden gehörenden Hause. Das Lehrzimmer befindet sich im 2. Stock und
obwohl es klein ist, ist es hell und freundlich und groß genug, da bei 29
israelitischen Kindern und der Klasseneinteilung der christlichen Schule
höchstens zehn Kinder zusammen kommen können, so ist doch eine gesundheitliche
Gefährdung durch Ausdünstung nicht zu befürchten." Die
„Ausdünstung" war damals ein besonders wichtiger Aspekt. Darunter verbarg
sich das, was die spätere wissenschaftliche Erkenntnis als Bakterien
und Viren erkannte.

Am 10. Dez. 1843 war auch die Regierung des Mittelrheinkreises in Rastatt
überzeugt, dass die Sache mit besagtem Schulzimmer „auf sich beruhen
sollte", da es zwar den Vorschriften nicht entspricht, aber doch hell
und freundlich ist, und der Synagogenrat ohnehin kein Geld habe, daran etwas
zu ändern.

Im Jahre 1856 machte das Schulhaus der Israeliten wieder von sich reden
. Die Feuerschau verlangte den Aufbau eines steinernen Giebels, der


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