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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 495
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Die israelitische Gemeinde in Lichtenau im 19. Jahrhundert

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von 1862 ab jedes Jahr 600 fl. für den Baufond einbehielt. Das missfiel
dem Synagogenrat Seligmann Auerbacher, der voraussah, dass ein ausreichender
Baufond die beste Voraussetzung für einen Neubau wäre. Deshalb
wollte er die Einstellung der Zahlungen dieser 600 fl. Rate erzwingen, indem
er die Zahlungen als ungesetzlich anprangerte.

Die beiden Synagogenräte (Kaufmann und Roos) widersprachen ihm
und wiesen darauf hin, dass das Bezirksamt schon 1862 die 600 fl.-Rate
genehmigt habe. Ihre persönliche Betroffenheit drückten sie mit folgenden
Worten aus: „ Traurig ist die Haltung des Synagogenrats Seligmann Auerbacher
, der sich bei jeder Gelegenheit den rechtmäßigen Anordnungen der
beiden übrigen Synagogenräte widersetzt. "

Seligmann Auerbacher war schon immer ein Querdenker und ein Mann
mit Zivilcourage. Als am 25. Juni 1849 der größte Teil des Lichtenauer
Aufgebots der Revolutionsarmee nach Lichtenau zurückmarschierte, statt
die Murglinie zu verteidigen, war wohl auch S. Auerbacher dabei. Der in
Lichtenau weilende Kriegskommissar Beckert betrachtete es als seine
Pflicht, die Wehrunwilligen wieder an die Murg zurückzuschicken. Aber
keiner folgte ihm. Diese Auseinandersetzung ging sicher nicht wortlos vor
sich. S. Auerbacher war wahrscheinlich einer der Widersprechenden, denn
er wurde von Beckert mit dem Totschießen bedroht.8

Der vom Bezirksamt im Januar 1863 ausgesprochene Stillstand in der
Neubausache wurde am 23. März 1864, also ein Jahr später in Frage gestellt,
als der Feuerschauer Ludwig aus Graueisbaum bei der Überprüfung der
Synagoge deren Baufälligkeit feststellte und verlangte, dass entweder deren
Abriss oder deren Neubau erfolgen müsse. Der Synagogenrat stellte dagegen
mit Schreiben vom 24.4.1864 fest, dass von Baufälligkeit keine Rede sein
könne, auch wenn das Gebäude nicht allen Anforderungen genüge. (Kaufmann
, Auerbacher, Roos). Eine Reparatur könne nicht zugemutet werden,
da ohnehin ein Neubau geplant sei.

Der Feuerschauer Ludwig scheint damals der einzige kompetente Baumeister
von Lichtenau und Umgebung gewesen zu sein. Im Jahre 1846
baute er den neuen Schließen an den Hanfrötzen.

Nach diesem ergebnislosen Vorstoß in Richtung Synagogenneubau trat
eine dreijährige Denkpause ein.

Diese Denkpause zeitigte zweifachen Nutzen:

1. Man einigte sich auf eine Erweiterung der alten Synagoge.

2. Der Baufond hatte Zeit zu wachsen. Ausreichend angespartes Kapital
begünstigte den Entschluss, zu bauen.

Am 28. April 1867 übersandte der Synagogenrat dem Bezirksamt einen
Bauplan und einen Voranschlag über die Erweiterung und Verbesserung


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