Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 522
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Uwe Schellinger

schild'sche Hospital.9 1912 übergab sie der jüdischen Gemeinde das
Gebäude des ehemaligen Bankhauses, wo in der Folge das „Museum jüdischer
Altertümer" eingerichtet wurde.

Neben wohltätigen Stiftungen hing Adelheids Herz offensichtlich
auch an der Kultur und Bildung. Besonders setzte sie sich für die Frankfurter
Stadtbibliothek ein: „Die große hebräische Abteilung dieser Anstalt
verdankt ihrer Hilfe die wertvollsten Handschriften und Bücher. Sie
hat ein besonderes Interesse der Bibliothek ihrer Heimatstadt zugewandt
und zu ihrem Aufblühen beigetragen."10 Auch in ihrer neuen Heimat engagierte
sie sich in vielfältiger Weise, wie man nach ihrem Tode betonte:
„Hier kann nicht von all dem gesprochen werden, was sie für die
Museen, Bibliotheken, Gelehrte und Künstler in Paris und Frankreich getan
hat. So hat sie das große französische Künstlerheim gestiftet und
erhalten und war Protektorin vieler Krankenanstalten und Waisenhäuser
in Frankreich.""

Am 7. April 1903 rief Adelheid de Rothschild mit Stiftungsmitteln die
„M. A. von Rothschild'sche Lungenheil-Anstalt" ins Leben, zum Andenken
an ihren zwei Jahre zuvor verstorbenen Vater. Die Einrichtung der Stiftung
ging auf eine Initiative von Michael Moses Mainz zurück, damals der
wichtigste Berater der Frankfurter Rothschilds in Stiftungsangelegenheiten
.12 Auf dessen Anregung hin habe die Baronin „ohne zu zögern" eine
Million Mark dafür zur Verfügung gestellt.

Zweck der Stiftung war die Verwirklichung eines eigenen Sanatoriums,
in dem lungenkranke Jüdinnen unter der Einhaltung der jüdischen Speisegesetze
Genesung finden konnten, was in den allgemeinen Anstalten weitgehend
unmöglich war. Adelheid war es ein Anliegen, „daß die Anstalt
nach den Grundsätzen des gesetzestreuen Judentums geführt werde."13
Allerdings sah das Konzept vor, dass durchaus auch Angehörige anderer
Konfessionen Aufnahme finden konnten. Sitz der neu eingerichteten
Stiftung war das nordbadische Adelsheim. Die Stiftung hatte ein Grundkapital
von 1 Million Mark sowie Grundstücke in Adelsheim im Wert von
23 000 Mark.14 Vorsitzender des 9-köpfigen Verwaltungsrats der Stiftung
war der für Adelsheim zuständige Mosbacher Bezirksrabbiner Dr. Leopold
Löwenstein (1843-1929).15

Nachdem man zwei Jahre lang „im ganzen badischen Lande nach geeigneten
Plätzen Umschau gehalten" hatte, „die resultatlos verlief',16 geriet
Nordrach ins Blickfeld der Stiftungsverwaltung. Wohl nicht ohne Grund,
denn schon zuvor hatten jüdische Kurgäste und Patienten den Weg in das
bekannte Kurzentrum Nordrach, das „badische Davos"17, gefunden. In
Nordrach-Dorf, im Sanatorium von Dr. Otto Walther sowie in dem seit
1896 bestehenden Privatsanatorium von Dr. Karl Hettinger in der Ortsmitte,
verweilten schon um die Jahrhundertwende jüdische (männliche und weibliche
) Kurgäste.18


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