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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 560
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Ludwig Uibel

auch nicht so weit her. Aus Humanitätsgründen lasse man bei den Prüfungen
fünfe gerade sein. Überdies zeige die Statistik, dass die Zahl der Unfälle
auf den preußischen Strecken ohne Lotsen nicht größer wäre als auf
dem Oberrhein. Die Schiffe nähmen Lotsen aber nur dort, wo es gefährlich
wäre und nicht überall. Das wäre bedeutend billiger.

Der Freistetter Schiffervorstand Jacob Meier war in seiner Antwort der
Meinung, man solle den Lotsenzwang noch solange gelten lassen, wie die
Rheinkorrektion im Gang sei. Es bestünde allerdings kein Grund mehr, sie
auf dem korrigierten Rhein beizubehalten. Bezüglich des augenblicklichen
Zustandes der Freistetter Rheinschifffahrt stellte er das Ende der Güter-
schifffahrt des Hafens fest:

„In Freisten wird die Schiffahrt auf dem Rhein nicht mehr betrieben,
daher die dortigen Steuerleute den Rhein auch nicht mehr befahren. Soviel
mir bekannt ist, ist auf dem oberen Rhein in Ober- und Niederhausen noch
die einzige Steuermannstation."

Nachdem die Dampfmaschine in der ganzen Industrie eine technische
Revolution hervorgerufen hatte, wurde nun auch das Verkehrswesen von
diesen Umwälzungen erfasst. Dampfschiffe und Lokomotiven verdrängten
die bespannten Schiffe von den Wasserstraßen und die Pferde von den
Landstraßen. Die Dampfschiffe waren viel schneller und billiger. Die Ablösung
auf dem Rhein vollzog sich ab 1830. Während die Steuermannsliste
von 1820 von Freisten noch 14 Steuerleute meldet, waren es 1842 noch
acht und 1854 keine mehr. Da der Mannschaftszug südlich Leopoldshafen
(= Schröck) sehr teuer war, wurden nur hochwertige Güter (Kolonialwaren,
Kaffee, Zucker) transportiert. Mit der Eröffnung der Rheintallinie übernahm
die Eisenbahn diese Transporte.2

So kam der Freistetter Hafen ins Abseits. Die Freistetter Schiffer, soweit
sie ihren Beruf nicht aufgaben, lösten sich von ihrem Heimathafen und
übernahmen zum Beispiel einen Lastkahn, der von einem Schleppdampfer
gezogen wurde.

Die Aufhebung des Lotsenzwangs - oder umgekehrt ausgedrückt - die
Pflicht, ein Rheintransportschiff nur einem geprüften Steuermann anzuvertrauen
, war schon 1854 bei einigen Staaten (Preußen und Hessen) abgeschafft
. Die Liberalisierung des Wirtschaftslebens schritt rasch voran. Die
Zünfte verschwanden. Sogar die Gesellen- und Meistertitel hielt man für
überflüssig.

Den historisch Beflissenen wird es interessieren, welchen weiteren Weg
die Geschichte der Rheinschifffahrt einschlug. Schon im neuen Jahrhundert
schlug das Pendel wieder nach der anderen Seite aus.

Heute stellt das Bundesverkehrsministerium als staatlicher Wächter aller
Transportsysteme die Weichen mit Gesetzen, die jedem Wasserfahrzeug
auf dem Rhein bis hin zum Fischerkahn seinen Platz zuweisen. Im Zentrum
dieser gesetzlichen Bestimmungen steht


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