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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 567
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Der Rheineinbruch von 1813 bei Graueisbaum

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Schon bevor das Hochwasser weggelaufen war, machten sich die Verantwortlichen
Gedanken, wie man der ruinierten Gemeinde Graueisbaum
helfen könnte. Diese Gemeinde war denkbar arm. Sie besaß nur 13 Morgen
Ackerfeld bei einer Einwohnerschaft von 113 Köpfen. Diese setzte
sich zusammen aus 19 Haushaltungen und fünf Witwen. Der Verlust des
linksrheinischen Landbesitzes wurde durch einen Akt der Regierung kompensiert
: Die Gemeinde erhielt 17 Morgen der Hobbelsäcker und sechs
Morgen der Sandmatt, wofür allerdings noch ein Finanzausgleich von
4000 Gulden zu zahlen war.

Der Stabhalter David Hansel bemühte sich jetzt um eine umfassende
Unterstützung der Gemeinde. Da das Hochwasser durch das Unterlassen
des Dammbaus verursacht war, wäre der Staat in der Pflicht. Zu allererst
gälte es aber die Ernährung der Geschädigten sicherzustellen. Da die
Grundbirnen (Kartoffeln) als Grundnahrungsmittel auf den Äckern verfaulten
, wäre die Überlassung der Hälfte des Grundbirnenzehnten von Lichtenau
und Scherzheim eine erste Hilfe. Diese Hilfe würde aber nicht ausreichen
. Der Stabhalter bat deshalb noch um eine Spende von einem Viertel
Korn für jede Familie.

(1 Viertel = 6 Sester = 6x15 Liter). Auch wäre es angebracht, die staatlichen
Abgaben (Steuern) für das Jahr 1813 zu erlassen. Eine allgemeine
Kollekte lehnte Hänsel ab. Bei dem allgemeinen Geldmangel würde da
ohnehin nicht viel zusammenkommen. Das war ein Hinweis auf die am
2. August 1813, als das Hochwasser gerade am Ablaufen war, geforderte
allgemeine Kriegssteuer, denn das Großherzogtum Baden befand sich als
Verbündeter Frankreichs im Krieg mit Russland. Napoleon befand sich auf
dem Rückzug und sammelte gerade seine Truppen, um sich bei Leipzig
den Gegnern zu stellen. Zum finanziellen Desaster kam noch die menschliche
Tragödie: Nur ein Zehntel der badischen Truppen sahen die Heimat
lebend wieder.

Auch Lichtenau hatte bei dem Julihochwasser 1813 Schaden genommen
. Deshalb bat der Stadtbürgermeister Dietrich um Überlassung des halben
Grundbirnenzehnten. Dem wurde stattgegeben. Die Gemeinde musste
aber den Marktpreis bezahlen. Dieser betrug nach der Festsetzung durch
das Domänenamt Kork 39 Gulden und 58 Kreuzer.

Die bedürftige Gemeinde Graueisbaum erhielt den halben Grundbirnenzehnten
von Lichtenau und Scherzheim als Spende. Außerdem war noch
die Verteilung von 20 Vierteln Getreide vorgesehen. Diese sei so vorzunehmen
, dass eine Haushaltung nach ihrem individuellen Bedürfnis und nicht
nach dem entstandenen Schaden berücksichtigt werde. Die Frucht kam
vom herrschaftlichen Speicher in Lichtenau. Am 7. Oktober 1813 erfolgte
die Verteilung an die Grauelsbaumer Familien. Aus der Liste der Empfänger
seien vier Beispiele herausgegriffen:


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