Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 608
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0608
608

Berthold Breithaupt

Je billiger das Eisen wurde und je mehr andere, industriell hergestellte
Materialien aufkamen, desto mehr wurde das Holz von den neuen
Werkstoffen verdrängt, und das Wissen um den Rohstoff Holz wurde
weniger.

Ich möchte Ihnen nun erzählen, was ich noch über die Nutzung der verschiedenen
Holzarten weiß oder erfahren habe. Zunächst werde ich beim
Hausbau beginnen, dann etwas zu den Maschinen, den Arbeitsgeräten und
zu den Möbeln sagen und zum Schluss noch auf einige Dinge eingehen,
die im täglichen Leben nicht so sehr im Vordergrund standen.

Beim Vogtsbauernhof, der 1612 hier an seinem jetzigen Standort (260 m
NN) erbaut wurde, sind zwei Holzarten verwendet worden. Es ist das Holz
der Tanne und der Eiche. Beim Hippenseppenhof, der 13 Jahre früher, also
1599 im Katzensteig bei Furtwangen (950 m NN) erbaut wurde, ist nur
Fichtenholz verwendet worden. Das Bauholz der Schwarzwälder war also
Tannen-, Fichten- und in geringerem Umfang auch Eichenholz. Die Tannen
und Eichenbäume wachsen im milderen Klima der Täler. Die Fichte,
die große Kälte ertragen kann, ist der Baum des Hochschwarzwaldes und
lieferte dort das Bauholz.

Das Eichenholz ist gegen Feuchtigkeit sehr resistent und wurde deshalb
hauptsächlich als Schwellenhölzer verwendet. (Die Schwellen bilden den
Rahmen, auf dem das Hausgerüst aufgebaut ist). Zwischen dem Steinfundament
und der Schwelle ist keine Isolierschicht, so dass die Feuchtigkeit
ungehindert ins Holz aufsteigen kann. Wie man beim Vogtsbauernhof sehen
kann, hat das Eichenholz der Feuchtigkeit bis heute standgehalten.

Nach alten Überlieferungen und Erfahrungen und neuesten Erkenntnissen
soll das Holz im Winter von Ende November bis Anfang Januar im abnehmenden
Mond gefällt werden, wobei die Zeit der Wintersonnwende am
günstigsten ist. Jeder der ein Haus baut, sollte den folgenden alten Lehrsatz
beherzigen: „Wer sein Holz zu Christmess fällt - dem sein Haus wohl
zehnfach hält." Ein warnender Satz sagt: „Zu Fabian und Sebastian (20. Januar
) fängt der Saft zu treiben an." Danach sollten keine Bäume für Bauholz
mehr gefällt werden.

Eine dendrochronologische Untersuchung, die 1994 am Bauholz des
Hippenseppen- und des Vogtsbauernhofes durchgeführt wurde, hat diese
Verfahrensweise bestätigt: Sie zeigt, dass das Holz für den Hippenseppenhof
im Winter 1598/99 und für den Vogtsbauernhof im Winter 1611/12 gefällt
wurde.

Beim Betreiben von Maschinen wie Sägen, Mühlen, Hanfreiben usw.
wird der Werkstoff Holz mit am stärksten beansprucht. Der schlimmste
Feind des Holzes ist der stetige Wechsel zwischen nass und trocken, und
diesem Wechsel sind das Wasserrad und Teile des Wellbaumes ausgesetzt.
Für diese Beanspruchung musste nun das geeignetste Holz verwendet
werden. Eichenholz oder das harzhaltige Kernholz der Kiefer wurden zum


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0608