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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 626
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Wolfgang M. Gull, Cornelius Gorka, Dieter Kimß

eine nicht absehbare Zeitdauer und zweitens die geringen Chancen, nennenswerten
Einfluss auf die Umstände des Arbeitseinsatzes zu nehmen.

Arbeiter aus dem besetzten Westeuropa (z.B. Frankreich und Niederlande
) waren deutlich besser gestellt als ihre Kollegen aus Osteuropa, die
größtenteils mit Gewalt nach Deutschland gebracht wurden. Westeuropäische
Zivilarbeiter und Kriegsgefangene hatten seltener mit Misshandlungen
zu rechnen und teilweise bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Die Zwangsarbeiter lassen sich in vier Gruppen unterteilen:

a. Freiwillige ausländische Zivilarbeiter konnten den ganzen Krieg hindurch
Deutschland verlassen, spätestens nach Ablauf ihres Arbeitsvertrags
. Zu dieser Gruppe zählten Arbeiter aus den mit Deutschland verbündeten
Staaten Bulgarien, Italien (bis 1943), Kroatien, Rumänien,
Slowakei und Ungarn, aus dem neutralen Spanien und dem besetzten
Dänemark.

b. Zwangsarbeiter mit etwas Einfluss auf ihre Existenzbedingungen und
normaler und geringfügig erhöhter Sterblichkeit. Sie unterlagen einer
Dienstverpflichtung, hatten aber geringfügige Chancen, ihre Existenzbedingungen
zu verbessern. Zu ihnen zählten Zivilarbeiter aus den besetzten
Gebieten außerhalb Polens und der Sowjetunion, insoweit sie
nicht zur Gruppe der Freiwilligen gehörten, außerdem verschiedene
Kriegsgefangenen aus Belgien, Frankreich, Großbritannien und Jugoslawien
.

c. Zwangsarbeiter ohne nennenswerten Einfluss auf ihre Existenzbedingungen
und mit deutlich überdurchschnittlicher Sterblichkeit. Zu ihnen
zählen Zivilarbeiter aus Polen und der Sowjetunion sowie die polnisch-
nichtjüdischen und italienischen Kriegsgefangenen.

d. Zwangsarbeiter ohne jeglichen Einfluss auf ihre Existenzbedingungen
und mit extrem hoher Sterblichkeit. Zu ihnen zählen die polnisch-jüdischen
und sowjetischen Kriegsgefangenen, Häftlinge aus Konzentrationslagern
und Arbeitserziehungslagern sowie „Arbeitsjuden" aus
Zwangsarbeitslagern und Ghettos. In Offenburg waren im Winter 1944
SS-Baubrigaden mit 1.500 „Sklavenarbeitern" bei Reparaturarbeiten an
der zerstörten Bahnanlage eingesetzt.

Die meisten ehemaligen Zwangsarbeiter aus Osteuropa, die sich in den
letzten Jahren an die deutschen Kommunalverwaltungen gewandt haben,
gehören der Gruppe c. an.


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