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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 637
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637

Jahrgang 1927:

Erinnerungen aus der Jugendzeit in Sasbach

Erwin Fischer

Der Kriegsausbruch verändert das tägliche Leben

Seit dem l. September 1939 ist Krieg. Der Angriff der deutschen Wehrmacht
auf Polen ist in vollem Gange. England und Frankreich erklären daraufhin
Deutschland am 3. September 1939 den Krieg.

Zu den Familien mit wehrfähigen Männern flatterten Einberufungsbefehle
. Die Grundnahrungsmittel wurden rationiert, Brot, Fleisch, Butter,
Zucker gab es nur auf Lebensmittelkarten zu kaufen. Dem „Normalverbraucher
" stand die geringste Kalorienmenge zu. Schuhe und Kleidung
waren nur auf Bezugscheine erhältlich. Die Einheitsseife und Tabak gab es
auf Zuteilung zu kaufen.

Durch diese einschneidenden Maßnahmen wurde ein einfaches Butterbrot
nun bewusst und mit großem Genuß verzehrt. Auf Plakaten war groß
zu lesen: „Kampf dem Verderb." Um Gemüse und Kartoffeln zu haben
wurde auch das kleinste Stück Boden ausgenützt. Obwohl die Essensrationen
eingeschränkt waren, hungerte in der Anfangszeit des Krieges noch
niemand.

Auf dem Schulhof übten wir Buben unter Anleitung von Lehrer Berberich
den Umgang mit einer Handspritze, die in einen Eimer mit Wasser
gestellt wurde, um im Brandfalle ein kleines Feuer selbst löschen zu
können.

Solch eine Übung war eine willkommene Abwechslung. Jeder war mit
Eifer dabei, an den Ernstfall dachten wir ja noch nicht. Zu Hause musste
der Speicher von unnötigen, brennbaren Gegenständen entrümpelt werden.
Die Verdunkelung aller Fenster wurde angeordnet, um nachts den feindlichen
Fliegern kein Ziel zu bieten. Bei einem Probealarm in der Schule
mussten alle Schüler zügig, jedoch ruhig, den Schulkeller aufsuchen. Der
Schulunterricht ging in gewohnter Weise weiter.

Die Sprengung der halben Rheinbrücke bei Wintersdorf am 12. Oktober
1939 durch die Franzosen, morgens in aller Frühe, war als dumpfer Schlag
in Sasbach hörbar.

Zu Hause wurden Gasmasken zur Probe aufgesetzt, sie rochen unangenehm
nach Kunststoff.

Für die Gesundheit der Schulkinder wurde in der Winterhalbzeit in Abständen
Lebertran verabreicht. Diesen Lebertran, der für Knochen und


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