Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 639
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0639
Jahrgang 1927: Erinnerungen aus der Jugendzeit in Sasbach

639

zum Tor nus, s'isch Peterstag." Dieser Tag ist der 22. Februar. Wichtig bei
dieser Schellentour war, kein Loch in der Hosentasche zu haben.

Für eine gefangene Maus, die auf dem Feld in einem gebohrten Loch
von 10 cm Durchmesser und 20 cm Tiefe gefangen wurde, bezahlte der
Feldhüter Adolf Früh uns einen Pfennig. Zum Schutz der für den Obstbau
nützlichen Vögel wurden von uns Buben die Elstern verfolgt, die als deren
Nesträuber galten. Die mitunter riskanten Kletterpartien brachten je Ei
oder je Elster fünf Pfennig ein. Heute ist die Jagd auf Elstern verboten.
Das waren unsere Einnahmequellen.

Durch den Krieg wurde es notwendig, wichtige Unterlagen oder wertvolle
Bücher in Sicherheit zu bringen. Im Pfarrhaus halfen wir Buben daher
Herrn Pfarrer Anton Himmelsbach, Akten und schwere Bücher in den
Keller zu tragen. Die gewölbte Kellerdecke machte einen stabilen Eindruck
. Als Dank für unsere große „Hilfe" durften wir aus einem runden
Korb schöne, kleine, gutreife Birnen mitnehmen. Jeder von uns Helfern
packte seine Hosentaschen übervoll mit dieser köstlichen Frucht. Das kleine
Drama nahm nun seinen Lauf.

Auf dem Heimweg über den Kirchplatz schlugen diese herrlich süße
Birnchen bis auf den Oberschenkel durch. Schnell verschlangen wir die
Birnen, um Schlimmeres zu verhüten. Den Rest, den wir nicht mehr
schafften, feuerten wir Buben mit großer Zielgenauigkeit auf ein Plakat mit
dem „Kohlenklau". Unsere Zielscheibe der „Kohlenklau" war eine schwarze
Gestalt mit einem Sack auf dem Rücken. Dieses Plakat sollte zum sparsamen
Umgang von Strom und Heizmaterial mahnen.

Die erste Einquartierung der Wehrmacht in Sasbach, im Herbst 1939

Eine Kompanie mit pferdebespannten Geschützen und Bagagewagen traf
in Sasbach ein, alles war auf den Beinen, um die Soldaten zu sehen. Besonders
neugierig besahen wir Buben die in der Friedhofstraße stehenden
Geschütze. Den Soldaten wurden ihre Quartiere zugeteilt. Am Rebbuckel
zwischen Zwetschgenbaumreihen wurden Fahrzeuge und Geschütze getarnt
abgestellt. Im Bereich der Bunkeranlagen bei Scherzheim kamen diese
Geschütze in Feuerstellung. Für Transporte in diese Stellung am Westwall
fuhren mit Einbruch der Dunkelheit diese schwerbeladenen Fahrzeuge
in Sasbach los und waren dann vor Tagesanbruch wieder zurück.

Das Munitionslager mit Granaten hatten die „klugen" schwäbischen
Soldaten in dem leerstehenden Gebäude von Turenne-Wächter Raphat
untergebracht. Sicher in der Annahme, die Franzosen würden ihr eigenes
Gelände um das Turenne-Denkmal nicht unter Feuer nehmen. Herrn Raphat
, einem französischen Invaliden, war die Aufsicht und die Pflege der
Turenne-Anlagen anvertraut. In einem bescheidenen Museumsraum waren
Kanonenkugeln aus der Schlacht von Sasbach vom 27. Juli 1675 zu sehen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0639