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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 641
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Jahrgang 1927: Erinnerungen aus der Jugendzeit in Sasbach

641

Bei Alex Straub am Lindenplatz operierte ein Militär-Tierarzt einen
Ochsen. In gebührendem Abstand beobachte ich mit anderen Zuschauern,
wie das betäubte, stehende und zusätzlich aufgehängte Tier an der Bauchseite
geöffnet wurde. Der Tierarzt streifte dann mit einer Handvoll gekochter
Kartoffeln die Magenwände ab. Bis an die Schulter griff er mit dem
Arm in das Tier hinein. Stolz präsentierte dann der Operateur die von den
Kartoffeln aufgenommenen Fremdkörper: Nägel und Drahtteile. Das Tier
erholte sich bald wieder. Diese Operation war für mich und die Umstehenden
damals eine Sensation.

Pferdeappell am Lindenplatz in Sasbach

So ein Pferdeappell war spannend und erregte die ganze Aufmerksamkeit
von uns Buben. Einem Tierarzt im Offiziersrang, genannt Veterinär, wurde
jedes Pferd vorgeführt. Gründlich untersuchte er dabei das Gebiss, die Hufe
, das Fell, ob auch sauber geputzt wurde, und den allgemeinen Zustand
des Pferdes. Während dieser Untersuchung stand ein Eimer mit Wasser neben
dem Offizier. Hatte ein Pferd noch Durst und trank aus diesem Eimer,
so wurde dem Pferdehalter unterstellt, er habe sein Pferd nicht ausreichend
getränkt. Als Strafe für diese Nachlässigkeit durfte er dann zusätzlich Wache
stehen.

Aus Rechnungsbelegen vom Gemeindearchiv wurden für die Militäreinheit
Nr. 05838 E vom 12.02.-31.03.1940 für Quartiergeld der Betrag von
5132.90 RM ausbezahlt. Für einen einzelnen Soldaten z.B. bei Wilhelm Fischer
Nr. 9 Quartiergeld vom 12.02. bis 01.04.1940 = 48 Tage ergibt den
Betrag: 28.80 RM. Von weiteren Militäreinheiten sind in Rechnungen aufgeführt
: Militäreinheit Nr. 29987 E; Nr. 05838 E; IR. 336; 19 Infanterie
Regiment 75; Reichsarbeitsdienst Nr. 28673; Bau-Batl. 50.

Die Lendersche Lehranstalt in Sasbach war vom Juli bis Oktober 1939 geschlossen
. Im September und Oktober wurde die Lenderschule zur Auffangstelle
für Evakuierte der vorderen Rheindörfer und Volksdeutsche „Rückwanderer
" aus dem Osten. Anschließend war ein Baubataillon darin untergebracht
. Die Baukompanie und die in Sasbach einquartierte „Batterie", eine
Artillerie-Kompanie, badeten im Albertus-Bau der Heimschule Lender.

Wie aus einer Vereinbarung zwischen Bürgermeister Früh und der Len-
derschen Lehranstalt hervorgeht, wurden die Kosten für den dadurch bedingten
hohen Wasserverbrauch von der Gemeinde erlassen.

Mit der Wiederaufnahme des Schulbetriebes im Winterhalbjahr 1939/40
wurde die Spannung zwischen Staat und der Schule auch nach außen sichtbar
. Nur Wilhelm Benz durfte weiterhin in Mathematik Unterricht erteilen,
alle übrigen geistlichen Lehrer mussten die Heimschule Lender verlassen.

Nach dem Polenfeldzug kamen zehn polnische Kriegsgefangene nach
Sasbach, sie arbeiteten bei Landwirten und wurden auch dort verpflegt. In


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