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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 643
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Jahrgang 1927: Erinnerungen aus der Jugendzeit in Sasbach

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zwungen, in die Partei einzutreten, sonst gab es für sie keine Aufstiegsmöglichkeit
oder es drohte gar die Entlassung. Für öffentliche Aufträge
war die Parteizugehörigkeit und die Spenden für die Partei mitentscheidend
, auch bei den Handwerkern. Für Beamte, die an der Fronleichnams-
Prozession teilnahmen, hatte das unangenehme Folgen, etwa die Versetzung
an einen anderen Ort. Der „deutsche Gruß" in der Schule zwischen
Lehrer und Schüler war „Heil Hitler". Für uns Kinder war das nichts Besonderes
, für meinen Vater war es jedoch nicht sein Gruß.

Ab 1935 gehörte jeder Schüler der Hitlerjugend an. Bei einem Fackelzug
zum Ehrenmal vor dem Friedhof trug ich stolz eine Fackel in der Nähe
der im Zug mitgetragenen Hakenkreuzfahne. Mein älterer Bruder, der als
Schuhmacherlehrling in Achern arbeitete und am Samstagabend immer
spät nach Hause kam, begegnete mit dem Fahrrad auf dem Heimweg unterhalb
vom „Prinzenbuckel" diesem Fackelzug. Ein SA-Fanatiker riss ihn
vom Fahrrad und schlug ihm ins Gesicht, weil er die Hakenkreuzfahne
nicht gegrüßt hatte. Ich stand mit der Fackel wie gelähmt daneben und
musste zuschauen. Einigen Teilnehmern war diese Art der „Belehrung"
nicht recht, wie ich aus den Bemerkungen hörte. Dem SA-Eiferer flogen
übrigens während des Krieges keine Granatsplitter um den Kopf. Er war zu
Hause. Und nach dem Krieg hat er sich auf „gutbürgerlich" gewandelt.
Mein Bruder, den er geschlagen hatte, fiel am 7. August 1943 mit 21 Jahren
bei Dorogobush in Russland.

Absturz eines englischen Aufklärungsflugzeuges am 3. Mai 1940

Solche Ereignisse mit schrecklich verstümmelten Menschen blieben im
Gedächtnis haften. Dies war der Anfang, es kamen noch einige Erlebnisse
dieser Art im weiteren Kriegsverlauf dazu.

Ein feindliches Flugzeug flog vor Mitternacht am 3. Mai 1940 vom
Rhein her über Achern in Richtung Achertal. Der Bahnwärter Josef Fallen
hatte Dienst am Bahnübergang Römerfeld in Sasbach. Er bemerkte das
tieffliegende Flugzeug, es hatte ein ungewohntes Motorengeräusch. Das
Flugzeug kam für den Bahnwärter außer Hörweite, da gab es vor der Hor-
nisgrinde einen gut sichtbaren Lichtschein. Seine Beobachtung meldete er
bei seiner Dienststelle in Achern. Am nächsten Morgen wurde im Ort bekannt
, dass ein feindliches Flugzeug zwischen Seebach und Breitenbrunnen
, im Sasbacher Markwald abgestürzt und verbrannt und die Besatzung
dabei ums Leben gekommen sei.

Der Absturzschneise nach, deutlich sichtbar mit den umgelegten großen
Buchen und Tannen, kam das Flugzeug von Seebach her in Richtung Breitenbrunnen
und stürzte in der Nähe vom „Hohfelsen" in ca. 850 Meter Höhe
in ein steiles Waldgebiet oberhalb vom Kohlweg ab. Weil es Sasbacher
Waldgebiet war, fiel die Bergung der toten Besatzung der Gemeinde Sas-


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