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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 645
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Jahrgang 1927: Erinnerungen aus der Jugendzeit in Sasbach

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bach zu. Leichenschauer Anselm Vollmer und mein Vater, Schreinermeister
und Totengräber Hermann Fischer, bargen die verstümmelten drei englischen
Flieger.

Die Flugzeugteile wurden von einer Luftwaffen-Mannschaft aus Böblingen
abtransportiert. Die Besatzung hatte Zivilkleidung dabei, um im
Notfall leichter der Gefangenschaft entgehen zu können. Nach Räumung
der Absturzstelle war der Ort Ziel vieler Neugieriger. Zusammen mit
Schulkameraden war ich selbstverständlich auch dort. Kleine Aluminiumbruchstücke
, die wir noch fanden, nahmen wir als Souvenir mit nach
Hause.

Zunächst kamen die drei toten Flieger in Transportbehältnisse in die
Friedhofskapelle von Sasbach. Nach der Umbettung in Särge war Achern
die nächste Station. Wie Herr Moring aus Achern in seinem Buch: „Freiheit
in Gefangenschaft" sich erinnert, wurden die drei Särge der englischen
Flieger in der Illenau-Kapelle von Achern aufgebahrt. Bis zur Beerdigung
am 6. Mai 1940 stellte die Hitlerjugend die Ehrenwache. Herr Moring war
selbst Angehöriger dieser Ehrenwache.

Mit militärischen Ehren fand die Beerdigung auf dem Heldenfriedhof in
Achern statt. In einem Bericht des „Mittelbadischen Boten" vom 7.5.1940
wird diese Trauerfeier mit Ansprachen und Kranzniederlegung eindrucksvoll
wiedergegeben. Diese feierliche Beerdigung, mit Ehrenzug der Wehrmacht
, mit Musikkorps, mit Divisions-Feldgeistlichen und einem Offizier
der Luftwaffe, hatte neben der Anteilnahme einen politischen Hintergrund.
Wie heute bekannt ist, fanden auch an anderen Orten für abgestürzte Flugzeugbesatzungen
des Gegners solche feierlichen Beerdigungen statt. In der
Öffentlichkeit sollte die deutsche Ritterlichkeit gegenüber dem toten Gegner
zum Ausdruck kommen und die Gerechtigkeit unserer militärischen
Aktivitäten. So blieb der Eindruck, dass solche Trauerfeiern von höherer
Stelle gesteuert und propagandistisch ausgenützt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gefallenen der ehemaligen
Gegner auf Sammelfriedhöfen umgebettet oder in ihr Heimatland überführt
. Die drei englischen Flieger wurden nach Dürnbach in Bayern umgebettet
. Hier fanden alliierte Soldaten aus 13 Nationen ihre letzte Ruhe.

Nach der Taglohnliste von Holzhauermeister Bernhard Oberle und
Forstwart Oberle wurden für die Holzaufbereitung nach dem „Fliegerbrand
" des englischen Flugzeuges im Sasbacher Markwald, oberhalb des
Kohlweges, insgesamt 26 Arbeitstage abgerechnet. Der Taglohn eines
Waldarbeiters betrug damals 5.50 RM. Von der Verwaltung der Luftwaffe
in Stuttgart erhielt die Gemeinde Sasbach für den „Flurschaden" durch den
Flugzeugabsturz den Betrag von 1108,65 RM überwiesen. Diesem Betrag
nach war der Schaden im Wald beachtlich hoch.


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