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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 655
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Jahrgang 1927: Erinnerungen aus der Jugendzeit in Sasbach

655

Schwager noch nicht von seinem Fronturlaub aus Russland eingetroffen.
Zur Hochzeit war ich als Trauzeuge vorgesehen. Es war noch nicht ganz sicher
, wann er ankommt, so entschied ich mich für den Fluglehrgang. Während
des Lehrgangs in Niederbronn im Elsass traf der Bräutigam ein. Die
Kriegstrauung konnte stattfinden, auch ohne mich.

Für die Segelfliegerei und besonders für diesen Fluglehrgang hatte bei
mir zu Hause, bis auf meine jüngste Schwester, niemand Verständnis. Die
Faszination vom selbständigen Steuern eines Flugzeuges hatten sie nicht
erlebt und konnten daher nicht mitfühlen.

Bei diesem Fluglehrgang in Bad-Niederbronn flog bei tiefhängenden
Wolken am 19. Juni 1943 ein deutsches Flugzeug, eine HE 111, über unsere
Köpfe hinweg und schlug an der nahegelegenen, bewaldeten Bergkuppe
auf. Wir jungen Flugschüler rannten zur Absturzstelle, da kam jedoch jede
Hilfe zu spät. Die Vier-Mann Besatzung war tot. Sie bestand aus dem
Flugzeugführer, den es durch die Glaskanzel geschleudert hatte, dem
Beobachter, dem Bordfunker und dem Bordmechaniker. Wie es sich aus
der Nachforschung ergab, waren sie zu einem Übungsflug vom Fliegerhorst
„Dijon" in Frankreich gestartet und gehörten dem KG 55 an.

Dieses schreckliche Erlebnis ging an mir nicht spurlos vorbei, meine
Gedanken waren: Wenn der Krieg noch lange dauert, dann könnte mein
Ende auch so aussehen.

Am 11.11.1943 wurde ich in die Luftwaffenstelle nach München zur
Flugzeugführer-Eignungsprüfung einbestellt. Ich war gerade mal sechzeh-
neinhalb Jahre alt, da war ich als Fliegernachwuchs schon registriert. Diese
Eignungsprüfung war sehr umfangreich, Sport Gedächtnis und Schulwissen
wurden geprüft. In Geographie wurde nach Nebenflüssen links und
rechts des Rheines gefragt.

Die ernste Kriegslage 1944

Die inzwischen verschärfte Kriegslage, durch die schweren Bombenangriffe
auf die Städte und die sich häufenden, beängstigenden Nachrichten
aus Russland ließen unsere Zukunft immer bedenklicher erscheinen. Die
Todesanzeigen der Gefallenen zeigten deutlich die Situation. Welche Not
hinter solch einer Todesnachricht jeweils stand, können nur die Betroffenen
ermessen, bei denen der Bruder oder der Vater nicht mehr zurückkehrte
. Manches junge Eheglück wurde zerstört, so bei meinem Schwager, der
die Geburt seines Sohnes nicht mehr erlebte. Die Todesnachricht kam zuerst
an das Rathaus, dort hatte der Bürgermeister die Aufgabe, den Angehörigen
diese traurige Nachricht zu überbringen.

Beim Angriff auf Achern am 7.1.1945 fielen auch Bomben auf Sasbach.
Eine Fünf-Zentner-Bombe explodierte wenige Meter vom Elternhaus entfernt
auf der Unterdorfstraße. Von Glasscheiben und Riegelwänden des


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