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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 658
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Erwin Fischer

Granatwerfer-Lehrbataillon Nr. 1 endete die kurze Ausbildungszeit. Hier
begegnete ich meinem Segelfliegerfreund Eugen Riehle aus Achern, der im
März 1945 kurz vor Kriegsende fiel.

Mitte Februar wurde es ernst, unbehindert durch feindliche Flieger kamen
wir nach einer Nachtfahrt in Holland an. Bei der Ankunft schneite es
waagrecht, der Wind wehte bald die gute Erbsensuppe aus dem Kochgeschirrdeckel
. Das Wetter in Holland wechselte sehr schnell vom Regenschauer
bis zum Sonnenschein. In den ersten Tagen wurden wir abwechselnd
Tag und Nacht zum „Wache schieben" eingesetzt. Auf Beobachtungsposten
in der Nacht, liegend oder eingebuddelt auf einem mannshohem
, Strohhaufen, war die Gefahr groß, einzunicken. Wir Posten wurden
laufend kontrolliert und die Beobachtungen abgefragt. Einmal fütterten
wir Kinder von einem Flüchtlingstreck aus unserer Feldküche. Mit weißer
Fahne, Pferden und Wagen kamen sie an. Der Kompaniechef hatte ein
Herz für diese abgemagerten Kinder. Daraufhin war der holländische Pfarrer
, bei dem der Kompanietrupp einquartiert war, freundlicher zu uns.

Die Stimmung war nach außen hin ungebrochen, wenn auch jeder wuss-
te, wie der Krieg enden wird. Einmal stimmte der Kompaniechef, in einem
umbauten Hof, das Lied an: „Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht,
Fürsten in Lumpen und Loden, ziehn wir dahin bis das Herze uns steht,
ehrlos bis unter den Boden. Doch der Gekrönte sendet im Tau tröstende
Tränen hernieder". Wir alle sangen oder summten leise mit, für viele spiegelte
es die tatsächliche Stimmung wider. Der Rückzug erfolgte im Raum
Arnheim nach Winterswijk in Richtung deutscher Grenze.

Einmal suchten wir nach einem Nachtmarsch gegen Morgengrauen ein
Quartier in einem schönen Holzhaus. Zögerlich machte der Hausherr auf.
Ohne viel zu sprechen legten wir uns auf den Boden im Wohnzimmer.
Nach wenigen Minuten musste ich mit einem weiteren Mann mit „geliehenen
". Fahrrädern in ein Nachbarort fahren. Wir überquerten dabei eine
Straßenkreuzung, wo gerade Pioniere dabei waren, eine Sperre zu errichten
, da schlugen die ersten Granaten ein. Wir lagen mit den Fahrrädern auf
der Straße und waren zum Glück nicht verletzt. Nach Ausführung unseres
Auftrages kamen wir beide wieder gut zurück. Doch das Holzhaus, wo wir
beide uns vor einer Stunde nur kurz hinlegen konnten, war durch einen
Volltreffer dem Erdboden gleichgemacht worden.

Ende März 1945 kam ich dann zur 12. Sturmgeschütz-Brigade. Der
Umgangston zwischen Vorgesetzten und uns jungen Soldaten war kameradschaftlich
, fast fürsorglich. Vom forschen Kasernen-Kommandoton war
nichts mehr zu spüren. Die Vorgesetzten wollten keine Helden.

Der Ablauf eines Tages war oft ähnlich: Übernachten in einer Scheune,
vor Tagesanbruch wecken, aufstehen. Zum Frühstück gab es oft ein Kochgeschirr
voll Suppe, ein süßes Milch-Haferflocken- oder Nudelgemisch.

Im Halbdunkel dann wegfahren auf einem Sturmgeschütz. Das lange


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