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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 661
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661

Die Kriegsfaust über Ettenheim

von Joh. B. Ferdinand, herausgegeben von Horst Ferdinand

Die dramatischen Tage des Zusammenbruchs liegen jetzt weit über fünfzig
Jahre zurück. Die Zahl derer, die die schlimmen Tage vor der Kapitulation
und danach mit Bewusstsein miterlebt haben, verringert sich ständig. Aus
diesem Grunde mag die Veröffentlichung der Kriegschronik einer kleinen
mittelbadischen Stadt besonderes Interesse beanspruchen. Sie beruht zum
kleineren Teil auf Aktenstudium oder auf Auskünften von anderen; zum
weitaus größeren Teil hat der Verfasser die geschilderten Vorgänge an Ort
und Stelle, seit 16. Oktober 1944, miterlebt und unmittelbar schriftlich
festgehalten. Der Autor - mein Vater, Landgerichtsdirektor i. R. Dr. J. B.
Ferdinand, Chronist und Ehrenbürger der Stadt Ettenheim (1880-1967) -
hat die Niederschrift am 25. November 1945 abgeschlossen; sie umfasst
die Zeit von Kriegsbeginn im Jahre 1939 bis zum 1. November 1945.

Über die Zeit zwischen dem 4. März und dem 14. April 1945 - in der
sich die Front näherte - wird nur zusammenfassend berichtet. Der Herausgeber
hat deshalb die Darstellung an dieser Stelle durch Auszüge aus
Nummern der „Lahrer Gemeinschaftszeitung"1 vom 24. März bis 14./15.
April 1945, aus dem Nachlass von Dr. J. B. Ferdinand, ergänzt. Wie es damals
in den Köpfen und Herzen der Menschen aussah, die ohne irgendeine
Möglichkeit der Einflussnahme diese dunklen Tage durchleben mussten,
wird aus diesen kurzen Auszügen da und dort sichtbar; sie vermitteln aber
auch ein Bild der Lügenfassade, die die damaligen Machthaber bis zum
letzten Augenblick vor der Bevölkerung aufrichteten.

Die Zeitungsnummern bestehen jeweils aus einem einzigen Blatt, an
den Wochenenden aus einem Doppelblatt. Auf der ersten Seite wird in der
Regel der tägliche Wehrmachtbericht wiedergegeben. Es ist hier nicht der
Ort, die kunstvoll verschleiernde Sprache dieses Berichts zu analysieren,
aufzuzeigen, wie versucht wird, eindeutig schwere Niederlagen in wenigstens
relative Abwehrerfolge umzumünzen. Wie sich die Front unaufhaltsam
, von Tag zu Tag in Richtung Süden vorschob - und schließlich am
19. April Ettenheim erreichte -, ist oft nur schwer zwischen den Zeilen zu
lesen.

Neben dem Wehrmachtbericht wurde meist ein von prominenten Größen
jener Zeit verfasster Leitartikel abgedruckt, in dem mit Vorliebe mit
Bezug auf angebliche historische Parallelen - Siebenjähriger Krieg etc. -
in sublimierterer Form zum Durchhalten aufgefordert wurde als in den regelmäßig
auf der ersten Seite erscheinenden „Parole des Gauleiters", wo
mit allen Mitteln der Demagogie und Volksverführung zum Widerstand bis


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