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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 663
(PDF, 145 MB)
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Die Kriegsfaust über Euenheim

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lautbarungen zugrunde - oder war es einfach eine laissez faire, laissez pas-
ser-Stimmung? Wahrscheinlich von allem etwas.

Das Joch der Sieger, über das im letzten Teil der Chronik berichtet wird,
war drückend schwer. Zu einem „Monat des Humors", wie noch in einer
Glosse der „Lahrer Gemeinschaftszeitung" vom 3. April angekündigt, ist
dieser April 1945 in Euenheim ganz und gar nicht geworden. „Vae victis"
wurde für viele, viele Wochen unbarmherzige Wirklichkeit für die durch
harsche Befehle eingeschüchterte Bevölkerung. Schon bei der geringsten
Abweichung von den durch die Okkupationstruppen unnachsichtig auferlegten
Normen drohte die Todesstrafe durch Erschießen.

Bevor die detaillierte Schilderung der spannungsreichen Tage vor und
während der Eroberung der Stadt einsetzt, gibt der Autor der Ettenheimer
Kriegschronik einen Überblick über die ersten fünf Kriegsjahre:

* * *

/. Abseits des Krieges

Die ersten Kriegsjahre 1939/40 brachten auch für Euenheim zunächst keine
herausragenden Ereignisse. Westlich Euenheim am Rhein bot sich das
gewohnte Bild des harmlosen, kaum einmal durch ein besonderes militärisches
Ereignis, wie Spähtruppunternehmen über den Rhein usw., unterbrochenen
Westwallkrieges. Das Bild änderte sich erst im Frühsommer 1940.
Starke Truppenansammlungen - dichte Einquartierung bringend - deuteten
auf bevorstehende besondere Ereignisse. Der Wehrmachtbericht vom
Sonntag, 16.6.40, meldet u.a.: „Der Oberrhein ist östlich Kolmar in breiter
Front im Angriff überschritten." Südlich Saarbrücken war vorher schon die
Maginotlinie durchbrochen worden.

Im Zusammenhang mit diesen Kämpfen stand die Heranbringung eines
schweren Eisenbahngeschützes, Kaliber 24 cm, genannt Bei ami, aus dem
Saargebiet nach Euenheim, das östlich der Stadt beim Sägewerk Schwarz
Aufstellung fand. Vom Samstag, den 15., auf Sonntag, den 16. Juni, wurde
der erste Schuss gelöst. Den Sonntag über und die nächsten 2 Tage wurden
im ganzen 180 Schuss abgefeuert, zunächst Richtung Südwesten (Kolmar),
dann Nordwesten (Straßburg). Fenster mussten geöffnet (Luftdruck), Läden
geschlossen werden. Mancherlei Schäden an Häusern durch den starken
Luftdruck. Mit schnellem Fortschreiten des Angriffs über den Rhein-
Rhone-Kanal auf die Vogesen zu (Wehrmachtbericht vom 17.6.40) war
auch diese Episode für Euenheim abgeschlossen.

Schon vor Beginn des Krieges, Anfang August 1939, war im Altwick
(Nordausgang Euenheims) mit dem Bau eines Hauptsanitätsstollens begonnen
worden. Die Bauarbeiten dauerten den ganzen Winter 1939/40
über fort und erstreckten sich bis in den Juni 1940. Am Freitag, 14.6., wur-


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