Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 695
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Okens letzte Stunde: „Er starb den Tod der Gerechten"

Ein Nachtrag zum Okenjahr 2001

Vor über 150 Jahren starb in Zürich der aus Bohlsbach stammende Laurentius
Okenfuß, besser bekannt als Lorenz Oken. In Zürich hatte er zuletzt
als angesehener Professor der Naturwissenschaft bis zu seinem Tod am
11.8.1851 gelebt. Wie seine letzten Stunden und Tage verliefen, darüber
sind wir allerdings bislang nicht unterrichtet gewesen - bis im Karlsruher
Generallandesarchiv ein Brief von Okens Frau Luise auftauchte: Sie schilderte
darin dem Bohlsbacher Neffen Okens, Marcell Okenfuß, die letzten
Atemzüge des Gatten. Und sie ließ, nur eine Woche nach dem Tod des Gelehrten
, durchblicken, dass sie unter der schon sprichwörtlichen Großzügigkeit
Okens den Armen und Bettlern gegenüber nun wohl selbst zu leiden
haben wird, sich „sehr beschränken" wird müssen. In der Tat hat sie kurz
darauf die Bibliothek Okens versteigern lassen, hat die Zürcher Wohnung
aufgelöst und ist in ihre Heimat Jena gezogen, wo sie 1862 starb. Ihre
Grabplatte auf dem dortigen alten Friedhof ist erst kürzlich auf Initiative
von Ulrich Burgert und mit Hilfe einer Spende des Bohlsbacher Kulturfördervereins
restauriert worden.

Was könnte sich hinter dem Hinweis auf die zukünftige materielle
Knappheit Luises verbergen? Wohl dies: Sie wollte den Bohlsbacher Verwandten
Okens durch die Blume mitteilen, dass mit weiterer Unterstützung
aus Zürich zukünftig nun nicht mehr zu rechnen sei. Denn auch der eigenen
Verwandtschaft hatte Oken bekanntlich, so oft er nur konnte, etwas zugesteckt
.

Herrn Marcell Okenfuß, Bohlsbach bei Offenburg
Zürich den 18. August 1851

Ihre freundlichen Glückwünsche zu Okens Geburts- und Namenstag lieber
Vetter haben ihn nicht mehr erreicht — sie kamen zwar noch am 10.
hier an, aber ich konnte sie ihm nicht mitteilen, der schon sehr krank dem
Tode war, der auch am Ilten schon erfolgte. Er war schon seit Mitte März
leidend an einem alten Blasenübel, was ihn schon mehrmals im Leben in
Lebensgefahr setzte, doch hoffte ich immer, dass es wie sonst nach und
nach wieder beseitigt würde, aber es wurde immer schlimmer, er litt entsetzliche
Schmerzen und kam ganz von Kräften, doch dachte ich und auch
wohl die Ärzte nicht an einen nahen Tod, den freilich auch nur eine plötzliche
Veränderung in der Krankheit so schnell herbeiführte. Er phantasierte
fast beständig, empfand deshalb seine Schmerzen weniger, und entschlief
sanft und ruhig ohne allen Krampf. Man kann wahrhaft sagen: er starb


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