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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 709
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Mitteilungen

709

Ein Politiker mit klaren Vorstellungen

Rückblickend kann gesagt werden, dass Leo Wohleb als das „Symbol für
den Kampf um Baden" auch im Kinzigtal viele Sympathien genoss. Man
anerkannte seine schwierige Gratwanderung zwischen der Vertretung und
Durchsetzung der berechtigten Interessen des Volkes und den Ansprüchen
der französischen Besatzungsmacht. Deshalb bemühte er sich mit Energie
als Staatsoberhaupt eines Grenzlandes für die Aussöhnung zwischen
Frankreich und Deutschland. Darüber hinaus bekannte er schon in seiner
Regierungserklärung, dass er ein „guter Badener, ein guter Deutscher und
ein guter Europäer" sein wollte. Das hinderte ihn nicht, jahrelang die
Trommel für Altbaden zu rühren.

Als nach seinem Abgang als Staatspräsident über seine weitere Verwendung
auch als Botschafter beim Vatikan gemunkelt worden ist, trat er dieser
Vermutung humorvoll entgegen. Er führte an, dass er kein Wort italienisch
sprechen könne. Aus dem gleichen Grunde könne er ebenfalls nicht
nach Moskau gehen, da er nur ein Wort russisch kenne: „Njet!" Als er
dann als deutscher Botschafter in Portugal plötzlich in Frankfurt 1955 verstarb
, erging die Mahnung: „Baden ... tut gut daran, sich Leo Wohlebs als
einen großen badischen Politikers, als eines Pioniers der neuen Demokratie
, als beharrlichen Christen, als heimatliebenden Deutschen, als Mann
humanistischen und europäischen Geistes zu erinnern." Diese Worte erheben
sich weit über die Anfeindungen, die er nach der um Baden verlorenen
Schlacht ertragen musste, denn „Geschichte wird von den Siegern geschrieben
" ...

Noch einmal kehrte Leo Wohleb nach der Volksabstimmung ins Kinzigtal
zurück. In Schiltach nahm er mit einer badischen Abordnung bei der
Einweihung des in „Südweststaatbrücke" umbenannten Spitalsteges teil.
Auch sein großer Gegenspieler Reinhold Maier mit Begleitung und selbst
der Bundeskanzler waren in das Kinzigstädtchen gekommen, um am Fastnachtsmontag
1952 dem originellen Spiel der Schiltacher Narren beizuwohnen
...

Kurt Klein

Literatur/Quellen

Zeitungsarchiv des Schwarzwälder Boten in Oberndorf
Stadtarchiv Hausach

„Die Ottenau", 68. Jahresband 1988, 417 ff.

Der überspielte Volkswille / Nomos Verlagsgesellschaft Baden-Baden 1992
Gelb-rot-gelbe Regierungsjahre/regio Verlag Glock u. Lutz, Sigmaringendorf 1988
Historisch-topographisches Wörterbuch des Landkreises Wolfach/Hist. Verein f. Mittelbaden
1970
Berichte von Zeitzeugen


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