Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 713
(PDF, 145 MB)
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713

Buchbesprechungen und
Hinweise

Dzialoszynski, Samuel/Ruch, Martin:
Der gute Ort. Der jüdische Friedhof in
Offenburg, Offenburg 2000. 139 S.,
zahlr. Abb. (s/w).

Endlich liegt eine erste gedruckte
Übersicht über den (jüngeren) jüdischen
Begräbnisplatz in Offenburg und damit
ein weiterer wichtiger Mosaikstein zur
Geschichte der Offenburger Jüdinnen und
Juden in publizierter Form vor. Bereits
1987 waren die Gräber des 1870 eingerichteten
„guten Orts" der Offenburger jüdischen
Gemeinde von Mitarbeiter/-innen
des Heidelberger Zentralarchivs zur Erforschung
der Geschichte der Juden in
Deutschland fotografisch aufgenommen
worden, worauf 1995 eine Grunddokumentation
des Landesdenkmalamtes (Bearbeiterinnen
: Barbara Döpp und Monika
Preuß) folgte. Allerdings hatten diese Arbeiten
keine allgemein zugängliche Publikation
zum Resultat. Es stimmt nachdenklich
, dass sich der wichtigen Aufgabe einer
solchen Dokumentation nicht die offiziellen
Stellen in Offenburg angenommen
haben, sondern es nun der Initiative
zweier Privatpersonen bedurfte, um dieses
längst überfällige Projekt zu verwirklichen
. Der Straßburger Pädagoge Samuel
Dzialoszynski und Martin Ruch, bekannt
durch mehrere Publikationen zur jüdischen
Geschichte Offenburgs, haben sich
mit viel Engagement an die Arbeit gemacht
und nun ein Buch vorgelegt, das
insbesondere den überall in der Welt lebenden
Nachkommen der Offenburger Familien
eine wichtige Hilfe bei der Suche
nach den Gräbern ihrer Vorfahren sein
wird. Diesen Aspekt betont eingangs
Siegfried Schnurmann in seinem sehr persönlich
gehaltenen Geleitwort (S. 7-9).
Samuel Dzialoszynski war zuständig für
die eigentliche Aufnahme sowie die Übersetzung
der Grabsteininschriften. „Zehn

Nachmittage zu je vier Stunden saß Samuel
Dzialoszynski bei gutem Wetter auf
einem Hocker vor den Grabsteinen und
arbeitete Stein für Stein durch", erfährt
man aus der Einleitung. Von Dzialoszynski
stammen auch generelle Anmerkungen
zum jüdischen Begräbniswesen (S. 21-24),
während Martin Ruch eine Einführung
in die Geschichte des Ortes beisteuert
(S. 15-20). Im Hauptteil des Buches sind
die über 300 Gräber des Friedhofs dokumentiert
; hinzu kommen die 42 Kindergräber
sowie sechs alte Grabsteine von
einem früheren Begräbnisort der Offenburger
Juden und Jüdinnen. Besonders
hervorzuheben ist schließlich die bislang
fehlende Beschreibung des Gedenksteins
für die Häftlinge eines in Offenburg untergebrachten
KZ-Außenkommandos, die am
12. April 1945 von ihren Peinigern ermordet
und in einem Massengrab auf
dem jüdischen Friedhof verscharrt wurden
(S. 130). Bekanntlich beinhalten jüdische
Begräbnisplätze, die dortigen Gräber und
Grabsteininschriften bedeutsame Aussagen
für genealogische, lokalgeschichtliche
und kulturgeschichtliche Forschungen. So
verhält es sich auch in diesem Fall: Wir
erfahren etwa vom ersten Begräbnis auf
dem neu gegründeten Platz, dem des Kindes
Arthur Günzburger am 3. Juni 1871
und staunen über die sechs frühen Grabsteine
aus den Jahren 1796 bis 1805. die
in den 1970er Jahren bei Straßenbauarbeiten
in Offenburg gefunden wurden und
ihren Platz auf dem neuen jüdischen Begräbnisplatz
bekommen haben (S. 128 f.).
Es begegnen uns in der Dokumentation
zahlreiche bekannte Namen aus der Offenburger
jüdischen Gemeinde, wie etwa der
von Heinrich Bloch, einer ihrer Gründer
(S. 99), der des Kantors Isidor Baer (S. 99)
oder auch der Name Sylvia Cohns, die
1942 in Auschwitz ermordet wurde und
deren Biografie Martin Ruch in früheren
Veröffentlichungen bekannt gemacht hat
(S. 105). Wie in ihrem Fall wurden einige
Grabsteine in späteren Jahren dazu verwendet
, um auf das Schicksal einzelner


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