Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 719
(PDF, 145 MB)
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Buchbesprechungen und Hinweise

719

mik" des Freiburger Professors Baumgärtner
, anfertigte. Im Antlitz macht der Maler
die Krankheit sichtbar. Sie wird „sensibel
registriert von einem, der selbst am
besten wusste, was Leid, Schmerz und
Anderssein bedeutete" (Kist/Ruch). Nach
dem Tod seiner Geliebten nahm Sandhaas
eigenes Seelenleiden einen solchen Umfang
an, dass er als Patient selbst zwei
Jahre, 1843^45, in der Heil- und Pflegeanstalt
Illenau in Achern verbringen musste.
Martin Ruch hat Briefe und Einträge aus
den Krankenakten dokumentiert, die auch
ein eindrucksvolles Dokument für die
Psychiatrie des 19. Jahrhunderts und den
Umgang der Gesellschaft mit seelisch
Kranken sind.

Manfred Hildenbrand beleuchtet in einem
weiteren Beitrag, wie Sandhaas als
Ortsarmer im Haslacher Spital in die Isolation
getrieben wurde, welchen Schikanen
und Erniedrigungen er ausgesetzt war
und wie darüber hinaus seine Mitbürger
seine künstlerischen Fähigkeiten ausbeuteten
, indem sie sich gegen ein Almosen
von ihm malen ließen. In der Figur des
Don Quijote fand Sandhaas sein eigenes
Spiegelbild, die das Unverständnis der
Umgebung für seine Person und seine
Kunst und die Hoffnungslosigkeit seines
Wirkens verkörperte. Der Haslacher Bürgermeister
Josef Fackler ersteigerte nach
Sandhaas' Tod einen großen Teil seiner
Bilder und Zeichnungen, die über die Familie
an die Stadt Haslach gelangten. So
besitzt die Heimatstadt des Künstlers „unverdient
", müsste man sagen, den größten
Fundus an Sandhaas-Werken. Aus der
opulenten Ausstellung haben die Herausgeber
für das vorzügliche Buch die schönsten
ausgewählt und darüber hinaus Werke
im Besitz öffentlicher und privater Leihgeber
reproduziert. Neben Porträts beeindrucken
auch Stadt- und Landschaftsansichten
sowie Bilder aus dem Kinzigtäler
Alltag.

Heinz G. Huber

Kirchner, Klaus/Hugel, Andre: Stalin
spricht zu den Elsässern in Russland.
Sowjetische Kriegsflugblätter für El-
sässer, die in den Jahren 1942 bis 1945
in der deutschen Wehrmacht dienen
mussten (Archives departementales du
Haut-Rhin, Colmar 2001), Erlangen,
527 S.

Diese Dokumentation umfasst auf den
527 Seiten alles, was bislang an deutsch-
oder französischsprachigen Flugblättern
bekannt ist, die in der Sowjetunion an El-
sässer gerichtet wurden mit der Aufforderung
, überzulaufen und sich zu ergeben.
Die 148 Dokumente werden auf den Seiten
23 bis 299 abgebildet. Sie sind meist
in deutscher Sprache verfasst, im Anhang
in der französischen Übersetzung. Sind
sie in französischer Sprache verfasst, so
ist das leider oft nicht umgekehrt der Fall.

Dafür ist aber der zweite Teil konsequent
zweisprachig. Er beruht auf den
Nachforschungen eines älteren Elsässers,
der „nur" in die Hitlerjugend eintreten
musste; seine zwei Brüder waren in der
Wehrmacht. Er machte sich seit Jahren die
Mühe, alle auf den Flugblättern genannten
Personen zu ermitteln - indem er ihnen
schrieb oder sie besuchte, oder er sprach
mit ihren Hinterbliebenen. Was er dabei
herausfand, wird in diesem alphabetischen
Personenanhang zu den Flugblättern dargestellt
(Seite 308-516). Es geht um 244
Elsässer, und meist gibt es kurze Lebensdaten
, oft mit einem oder mehreren Fotos
und weiteren Texten, etwa Briefen oder
Erinnerungen. Viele der Genannten sind
so auf einer ganzen Buchseite beschrieben
, manche sogar auf mehreren.

Aber auf den Flugblättern werden
weitaus mehr Soldaten genannt: Dort
kommen junge Männer vom Banat bis
Amsterdam vor mit ihren Heimatadressen,
auch etliche Berliner. Auf sie wird hier
nicht eingegangen, auch nicht auf die benachbarte
Region Lothringen mit ähnlichem
Schicksal. Dazu wird vom elsässi-
schen Koautor ein zweiter Band angekündigt
. Er gibt mehrmals seine Adresse an


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