Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 720
(PDF, 145 MB)
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720

Buchbesprechungen und Hinweise

(er lebt im schönsten Städtchen des El-
sass) und bittet um Hinweise, vor allem
zu den Elsässern. Nur zwei der auf den
Flugblättern von damals Genannten
wünschten jetzt keinen Kontakt. Aber die
meisten von den anderen, die ihn unterstützten
bei diesem gewaltigen Projekt,
hätten wohl mit deutschen Forschern
nicht gesprochen. So war es also ein
Glücksfall, dass sich ein bekannter langjähriger
Flugblattsammler aus Bayern mit
einem historisch interessierten Elsässer
zusammentat.

Hintergründe zur politischen Lage am
Oberrhein in jener Zeit, zur Besetzung der
Nachbarregion im Juni 1940, sucht man
allerdings vergebens. Wem auffällt, dass
viele der Angesprochenen in einer Karl-
Roos-Straße oder an einem Karl-Roos-
Platz wohnten - sogar ein zentraler Platz
in Straßburg hieß so -, der erfährt nur wenig
über den Namensgeber (Seite 193).

Leider fehlen auch Quellenangaben
für das Todesurteil gegen einige Elsässer,
das 1942 in Stuttgart erging. Aber sie waren
- wie Karl Roos - keine Soldaten in
diesem Krieg (Seite 502).

Mehrmals wird die Abneigung der Nazis
gegen die Elsässer betont, und zwar
mit den Worten des Gauleiters Robert
Wagner (der ursprünglich Robert Backfisch
hieß). Er erreichte bei Hitler im August
1942, dass Elsässer zum deutschen
Wehrdienst eingezogen wurden. Dazu
wurde ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft
verliehen. Bis dahin hatte es nur
etwa 2300 bis 2700 Freiwillige aus dem
Elsass gegeben. Nun konnte man 130000
Männer zwingen. Wagner hatte es im Juli
1943 deutlich gesagt:

„Das entscheidende Ereignis für das
Elsaß im Jahre 1942 war daher die Einführung
der Wehrpflicht. Es kann nicht meine
Absicht sein, diese in das Leben des Elsaß
so tief eingreifende Maßnahme juristisch
zu rechtfertigen. Dazu liegt keinerlei
Grund vor. Jede Entscheidung, die das
Großdeutsche Reich hier trifft, ist formalrechtlich
und tatsächlich begründet und

unanfechtbar." (Rede in Kolmar. 1MT-
Dok. RF-740)

Der Widerstand dagegen führte viele
Elsässer in das „Sicherungslager Schirmeck
". Es wird mehrmals erwähnt, auf das
unweit vom KZ Natzweiler gelegene Lager
selbst wird jedoch nicht eingegangen.

Die Elsässer wurden von den Deutschen
verheizt, von den Russen belogen.
Was ihnen auf den Flugblättern oft angepriesen
wurde - „Zusätzliche Verpflegung
, Unterbringung in gesonderten Lagern
unter besonders günstigen klimatischen
Verhältnissen, Begünstigung bei der
Wahl einer Berufsarbeit, Beschleunigte
Rücksendung nach Deutschland oder auf
Wunsch in ein anderes Land sofort nach
Kriegsende" - war ja allzu utopisch, so
dass kaum jemand es wirklich glauben
konnte. Dazu wird in der Einleitung einiges
mitgeteilt. Deren Verfasser trägt den
einschlägigen Namen Eichenlaub (nicht
erfunden), und er kennt sich aus. Denn er
ist Leiter des oberrheinischen Regionalarchivs
in Colmar.

Wer sich beim Lesen wundert über die
beiden Schnörkel, die immer irgendwo im
Text zu sehen sind, der wird bald merken,
dass sie nicht von den Flugblattherstellern
stammen. Sie sind offensichtlich das Signet
des Sammlers - zwei K. Es irritiert
beim Betrachten der sehr interessanten
Abbildungen, vielleicht kann das bei
weiteren Auflagen weggelassen werden.
Denn ein Kopierschutz ist es nicht -
elektronisch lässt sich alles Unerwünschte
leicht entfernen. Und die Dokumente sind
nicht mehr authentisch, wenn sich an
ständig wechselnder Stelle jemand Jahrzehnte
später immer darin verewigen
muss.

Neben den Fotos sind auch immer
wieder passende Zeichnungen eingefügt,
und zwar ausgesprochen eindrucksvoll.
Dazu heißt es immer wieder, dass sie aus
dem Buch „Empörte par les vents" (Vom
Winde verweht) von Gerard Richert stammen
, gezeichnet von C. Buret. Doch wer
das war - er muss auch in Russland gewe-


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