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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 37
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Erasmus von Rotterdam (wahrscheinlich 1469 bis 1536) am Oberrhein

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schrieb dieser Kost seine Magenbeschwerden zu. Da half ihm sein freundliches
Betragen, seine Sprachgewandtheit und seine pädagogische Begabung
, ein Talent, das er auch mindestens zum Teil seinen Lehrern verdankte
. Es fehlte nämlich nicht an bemittelten Studenten, die bereit waren, gute
Privatstunden ordentlich zu bezahlen. Dies ermöglichte Erasmus, das „lausige
" College zu verlassen und ein freies Leben zu führen. In vollen Zügen
atmete er nun die Pariser Atmosphäre ein. Sehr verschiedene geistige Strömungen
waren damals in der Hauptstadt vertreten: die verschiedenen Richtungen
des theologischen Denkens, des Humanismus, der den recht zahlreichen
Druckereien viel Arbeit lieferte, und die Kleriker, die danach trachteten
, das Leben der Kirche zu erneuern. Dies war für Erasmus, der damals
bald dreißig Jahre alt war, ein sehr günstiges Klima. Mit Persönlichkeiten,
die sehr angesehen waren, knüpfte er freundschaftliche Beziehungen an, so
mit dem italienischen Gelehrten Andreiini, dem ernsten Mönch Gaguin
und dem tiefblickenden Philosophen Lefebvre d'Etaples, der nicht nur ein
ausgezeichneter Kenner des Aristoteles war, sondern auch nach Verinnerli-
chung des christlichen Lebens trachtete.

Einer von Erasmus' Schülern, Lord Montjoy, gab ihm 1499 die Möglichkeit
, nach England zu fahren, wo er den späteren Kanzler des englischen
Königs, Thomas More, kennen lernte und mit ihm sich eng befreunden
konnte. Auch in der Universitätsstadt Oxford wurde er mit einem der
damals geschätzten Dozenten bekannt, John Colet. Noch im selben Jahr
kehrte er nach Frankreich zurück, hielt sich einige Zeit in Saint-Omer auf,
wo ihn die Persönlichkeit des Barfüßermönches Jean Vitrier tief beeindruckte
. Zur selben Zeit wurde er dem Berater des Kaisers, Franz von Bus-
leyden, vorgestellt. Noch einmal zog er nach England, wo er sich mit der
griechischen Sprache vertraut machte. Zugleich schrieb er seine ersten
Werke, die Adagia und die Colloquia, die ihm sofort einen großen Ruf verschafften
.

Für einen Humanisten gehörte es sich außerdem, den her halicum, den
Weg nach Italien anzutreten. Das dazu notwendige Geld lieferten ihm die
Privatlektionen, die der schottische König reich bezahlte, handelte es sich
doch um die Ausbildung seines illegitimen Sohnes. So überquerte Erasmus
1506 die Alpen, promovierte in Turin, weil es zum guten Ton gehörte, ein
Doktor zu sein; dann hielt er sich in Venedig bei dem hochberühmten Drucker
und Verleger Aldo Manuce auf, welcher besonders für die Qualität
seiner griechischen Bücher gepriesen wurde, und wurde in Padua und sogar
in Rom gut aufgenommen. Der Ruf seiner Werke war ihm vorangegangen
. Diese Pilgerfahrt zu den Geburtsstätten des Humanismus nahmen drei
Jahre in Anspruch. Auf dem Heimweg, im Rheintal, schreib er das „Lob
der Torheit", auf Griechisch Encomion Moriae; diesen Titel wählte er
wegen des Wortanklanges an den Namen seines Freundes More, dem er
das Büchlein widmete. Es war wohl der gleiche More, auf dessen Empfeh-


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