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Dieter K. Petri
Franz Joseph von Büß in den
letzten Lebensjahren.
Franz lofeptj oon Büß Aus: ¥ran7- Dor: FmnZ Joseph
in t>«n l«t|ten CsfrünsMIjrsn. von Büß Freihurg 1911.
Mainlinie zusammen. Als es 1870 zum Krieg gegen Frankreich kam,
schlössen sich auch die Süddeutschen an. Zum Dank durfte der badische
Großherzog bei der Proklamation des deutschen Kaisers in Versailles den
ersten Toast ausbringen.3 Auch B. gab, beeindruckt von den „Waffenthaten
des Heeres"4 gegen Frankreich, den Widerstand gegen die Kaiserwürde für
den preußischen König auf.
Hartnäckig verteidigt B. jedoch nach wie vor den Föderalismus gegenüber
der Neigung zum Einheitsstaat. Bei Deutschland solle es sich um einen
Bund weithin sich selbst verwaltender Länder handeln. Dies wird deutlich
bei der Debatte über deutschlandweite Impfungen zur Vermeidung von
Epidemien. Strittig war nicht nur die Frage, ob etwa der Pockengefahr mit
einem Impfzwang begegnet werden sollte, durch Androhung von Geldoder
gar Haftstrafen, sondern ob die Überwachung durch ein noch einzurichtendes
„Reichs-Gesundheits-Amt" erfolgen sollte. Der vielseitige B.,
der sich auf seine Kenntnis als „Doktor der Medizin" berufen konnte, lehnte
den Zwang ab und vertraute auf die Einsicht der Menschen. Darüber
hinaus sprach er sich entschieden gegen eine deutsche Zentralbehörde aus,
da die Landesgesundheitsämter der Aufgabe voll gerecht werden könnten.5
Die Selbstständigkeit der Länder war im neuen Deutschen Reich durch
die Existenz des Bundesrates grundsätzlich gewährleistet. Dort saßen die
Vertreter der regierenden Herzöge, Fürsten und Könige. Reichskanzler
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