Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 77
(PDF, 99 MB)
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Drei jüdische Gemeindebibliotheken aus der Ortenau
(Offenburg, Kippenheim, Lahr)

Martin Ruch

Im Bundesarchiv Berlin lagern Akten aus der Zeit des Dritten Reiches über
die Beschlagnahme von Büchern1. Viele Listen von Sammlungen aus jüdischem
Besitz sind es, die hier dokumentiert sind. Denn in der Pogromnacht
des Novembers 1938 wurden nicht nur Scheiben eingeschlagen, Menschen
gequält und Synagogen verbrannt oder geplündert, sondern es wurden auch
Bücher in großem Ausmaß gestohlen. Typisch deutscher Ordnungssinn:
das Diebesgut wurde (vollständig?) notiert und aufgelistet. Dann wurde alles
nach Berlin geschickt, die Bücher wurden in der Emser Straße bzw. Ei-
senacher Straße eingelagert für die Spezialsammlung des Reichssicherheitshauptamtes
. Diese Bibliothek gliederte sich u. a. in die Abteilungen:
Kirche, Freimaurerei, Marxismus und Judentum. Der Gesamtbestand betrug
zwei bis drei Millionen Bände.2

Und so liegen nun im Bestand R 58/6380 (Reichssicherheitshauptamt)
des Berliner Archivs Verzeichnisse aus vielen Orten der Pfalz, dem Saargebiet
und aus Baden. Dort finden wir auch Listen und Aufstellungen entwendeter
Bücher aus der Bibliothek der Israelitischen Gemeinde Freiburg
(Bl. 180-190; Bücher von Auerbach, Tolstoi, Gotthelf, Fontane, Hesse,
aber auch ein Buch des katholischen Priesters und Volksschriftstellers
Heinrich Hansjakob) oder der Heidelberger israelitischen Gemeindebücherei
(Bl. 199-204).

Für unseren mittelbadischen Raum ist der Bestand von Interesse, weil
drei Gemeindebüchereien aus der Ortenau in den Räuberlisten vertreten
sind. Und da alle drei Gemeinden 1945 ausgelöscht waren, sind alle Spuren
, die heute noch für das geistig-kulturelle Leben der Ortenauer Juden
sprechen können, von großer Bedeutung.

Verzeichnis der Bücher der Israelitischen Kultusgemeinde (Offenburg)

Die Liste ist durchlaufend nummeriert und nennt 74 Bücher. Den Anfang
machen „Wanderungen durch Palästina" (Conrad Furrer), das letzte Buch
ist ein „Lehrgang in englischer Sprache". Dazwischen finden wir religiöse
Schriften wie: vier Ausgaben des Pentateuch, eine hebräische Lesefibel,
Sabbatlichter, häusliche Sabbatgesänge, ein Leitfaden zur Barmizwah,
Lichtstrahlen aus dem Talud, hebräische Gebete und Psalmen. An „weltlicher
" Literatur sind aufgelistet: eine Flora von Freiburg, deutsche Geschichte
, Sagen des deutschen Altertums, Französischlehrgänge, Wander-,


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