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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 96
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Horst Brombacher

Feierstunde Anfang Juli 1936, und sie wurden zunächst bis in den Hochsommer
1939 vorangetrieben. Die damaligen Bauarbeiten erstreckten sich
zunächst auf den Bau der beiden Hochwasserflutkanäle für Acher und
Rench, um einen möglichst raschen Hochwasserschutz zu erzielen. Gesetzliche
Grundlage dafür war das Acher-Rench-Korrektions-Gesetz vom 30.
März 1936, das „Gesetz zur Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse
in der Rheinebene zwischen Kinzig und Sandbach", und die damit
verbundene Bereitstellung der ersten Bauraten zur Finanzierung durch
das Land Baden. Vormittags um 11 Uhr, am 2. Juli 1936, begann die feierliche
Eröffnung der Bauarbeiten mit musikalischer Umrahmung durch die
RAD-Kapelle bei der Renchbrücke in Memprechtshofen. Ministerpräsident
Walter Köhler sprach die Begrüßungsworte, es folgten ein Sprechchor
des RAD sowie eine Ansprache des Arbeitsgauführers Helff und des
Reichsstatthalters und Gauleiters Robert Wagner. Nach dem gemeinsamen
Absingen des „Deutschlandlieds" und des „Horst-Wessel-Lieds" nahm der
Gauleiter den ersten Spatenstich vor.

Als Hitler zwei Jahre später, am 28. Mai 1938, den Bau des Westwalls
befahl, wurden die RAD-Männer auch für diese Baumaßnahmen eingesetzt
, wodurch sich das Tempo der Wasserbauten verlangsamte. Mit dem
Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 ruhten die Arbeiten zunächst
, da die jungen Männer des RAD zur Wehrmacht eingezogen wurden
. In ganz Deutschland herrschte ab Kriegsbeginn ein riesiger Arbeitskräftemangel
, vor allem bei den Großprojekten und in der Landwirtschaft,
die auch jahrelang durch Helfer des RAD unterstützt worden war. Die ganze
Last der landwirtschaftlichen Arbeiten lag seit Kriegsbeginn auf den
Schultern der Bäuerinnen, von Kindern und älteren Männern. Nach den
ersten siegreichen Monaten des Krieges begann man, diesen Mangel an
Arbeitskräften durch den Einsatz von Kriegsgefangenen zu kompensieren.
Diese spielten bald eine wichtige Rolle in der „Erzeugungsschlacht des
Reichsnährstandes". Erhellt wird dieses Faktum durch einen Briefwechsel.
In einem Schreiben der Areko (Acher-Rench-Korrektion) an das Stalag
(Stammlager) Wildberg bei Calw von französischen Kriegsgefangenen
vom 5.11.1940 ist in diesem Zusammenhang zu lesen: „Zur Fortführung
unserer Landeskulturarbeiten benötigen wir dringend weitere Arbeitskräfte
. Wie Ihnen bereits bekannt ist, handelt es sich bei unseren Arbeiten um
ein Unternehmen des Vierjahrsplanes, das als Beitrag zur Erreichung der
Ernährungsfreiheit des deutschen Volkes von 69 Landgemeinden durchgeführt
wird und mit dessen Fertigstellung erhebliche landwirtschaftliche Ertragssteigerungen
zu erwarten sind.

Auf unsere Anfragen haben uns nun die Bürgermeister von Sinzheim
und Leiberstung mitgeteilt, daß die Arbeitskraft der in ihren Gemeinden
bei den einzelnen Landwirten eingesetzten Kriegsgefangenen im Laufe des
Winters kaum voll ausgenutzt werden kann. Wir würden diese Gefangenen


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