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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 108
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Arnulf Moser

Mit dem ersten Sonderzug im Oktober 1940 kamen 450 Jungen nach
Rufach und 167 Mädchen nach Achern. Sie durften an Weihnachten nicht
nach Hause, sondern erst wieder im nächsten Sommer. Im Januar 1941
kam eine zweite Gruppe von 67 Mädchen aus Südtirol, eine dritte Gruppe
im Oktober 1941. Insgesamt waren etwa 250 bis 300 Südtiroler Mädchen
in Achern und 600 bis 650 Jungen in Rufach. Es kamen aber nicht nur Jugendliche
für die Oberschule, sondern auch Schülerinnen und Schüler mit
anderem Niveau, so dass in Achern fünf verschiedene Schularten eingerichtet
werden mussten: Volksschule, Mittelschule, Oberschule, Höhere
Handelsschule und eine so genannte Frauenschule für ältere Mädchen mit
schwächerem Bildungsstand. Die ersten Einstufungen erfolgten nach den
von den Mädchen verfassten Lebensläufen. Die Schulen in Achern und
Rufach erhielten 1941 den Namen Reichsschule, als auch noch einige
Schüler aus dem Reich bzw. aus anderen Gebieten mit Volksdeutschen aufgenommen
wurden. Anstaltsleiter für Achern und Rufach war SS-Sturmbannführer
Dr. Erich Schmidt, der als Oberregierungsrat auch noch Funktionen
in der Napola-Inspektion in Berlin hatte. Zwischen 1940 und 1943
gaben Achern und Rufach vier verschiedene Informationsbroschüren mit
Berichten aus dem Schulalltag heraus, die in erster Linie für die Eltern in
Südtirol gedacht waren.

Die deutschen Lehrpläne konnten nicht einfach übernommen werden,
sondern mussten angepasst werden. So war an der Oberschule Italienisch
neben Englisch die zweite Fremdsprache. Einige Lehrerinnen kamen aus
Südtirol, die übrigen wurden aus deutschen Schulen abgeordnet. Sie waren
zugleich Internatserzieherinnen und dementsprechend eingespannt. Immerhin
wurden an der Oberschule der Reichsschule auch Abiturprüfungen abgelegt
. Nur die Volksschulklassen hatten Religionsunterricht, doch konnten
die Südtiroler Mädchen zur Messe nach Achern oder Oberachern gehen.
Die Kapelle in der Anstalt blieb geschlossen. Ein Gebäude der Rienau hieß
jetzt Andreas-Hofer-Bau.

Sport, Geschichte und musische Aktivitäten wie Theater und Volkstanz
spielten eine besondere Rolle. Zahlreiche Feste und Feiern begleiteten das
Schuljahr. Man besuchte auch die Heimschule Lender in Sasbach, und die
Südtiroler Volkstänze wurden auch in Kloster Erlenbad aufgeführt, wo
Volksdeutsche aus Bessarabien untergebracht waren. Zur Heldengedenkfeier
am 16. März 1941 marschierten die Mädchen zum Gefallenenehrenmal
des Elsässischen Infanterieregiments 143 auf der Ruine Alt-Windeck
bei Bühl, wo Frau Keit eine Ansprache hielt und die Mädchen einen Kranz
niederlegten. Ein Mädchen spielte auf der Blockflöte „Ich hatt' einen Kameraden
". Regelmäßige Kontakte bestanden zur Schule in Rufach, wo einige
Mädchen auch Geschwister hatten. Zur Funktion des Kunstunterrichts
schrieb die Fachlehrerin in der zweiten Broschüre vom April 1941: „Als
künftige deutsche Frauen sollen unsere Mädel im Stande sein, sich später


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