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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 115
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Die Reichsschule für Volksdeutsche in Achern/Illenau 1940-44

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zu den Mädchen der Heimschule, allein schon die gemeinsamen Mahlzeiten
im großen Speisesaal. Zum Essen ist zu sagen: Es war in Achern gut,
kaum Unterschiede zu Ilfeld und St. Veith, abgesehen von regionalen Feinheiten
. Der Dienstablauf geschah nach Ilfelder Muster, nicht infiziert vom
recht häufigen Kommißton der NPEA Achern ... An zwei Tagen pro Woche
hatten wir am Rhein zu schanzen, Wiederherstellung von Laufgräben
und Erdstellungen, teilweise auch Reinigung der stehenden Westwallbunker
. Dabei hatten auch die Züge drei und vier sowie die Mädchen mitzuwirken
. Erstaunt stellten wir fest, dass immer noch Schlepper und Schleppkähne
unter Schweizer Flagge Kohle stromaufwärts brachten, obwohl doch
bereits in Straßburg amerikanische Truppen eingerückt waren. Die Amerikaner
ließen demnach Schiffe unter Schweizer Flagge durchfahren."6

Alle Südtiroler Schülerinnen kehrten unversehrt nach Hause zurück. Die
letzten Schülerinnen und Lehrerinnen verließen am 6. Dezember 1944 die
Illenau mit einem Lastwagen in Richtung Gaggenau. Zum gleichen Zeitpunkt
fuhren die Ilfelder Schüler in die Weihnachtsferien und zogen Anfang
1945 in die Napola Ballenstedt (Anhalt) ein. Als Ende 1944 die letzte
noch bestehende Heil- und Pflegeanstalt in Baden, Emmendingen, zugunsten
eines Lazaretts geräumt werden sollte, brachte die Gauleitung von Baden
die Illenau ins Gespräch, weil die dortigen Schulen in Auflösung begriffen
seien, doch die Emmendinger Patienten wurden an andere Orte verbracht
. Eine bestehende Anstalt hätten die französischen Besatzungstruppen
im April 1945 wohl kaum in eine Kaserne verwandelt.

Klara Keit zog mit dem Rest der Schülerinnen in die Deutsche Aufbauschule
Markgröningen und Anfang Februar 1945 in die Deutsche Aufbauschule
Schwäbisch Gmünd, konnte dort aber die Schule für Volksdeutsche
nicht mehr in Gang bringen. Schülerinnen, die nicht aus Südtirol stammten
, wurden dann, soweit sie nicht nach Hause geschickt werden konnten,
in die Staatliche Internatsschule Neudietendorf in Thüringen oder in das
Auslanddeutsche Schülerinnenheim in Freudenstadt weitergeleitet.

Die Frage, welche Prägung die Mädchen in Achern für ihr späteres Leben
erhalten haben, ist schwierig zu beantworten. Aus den Interviews von
Mayr und Wieser ergibt sich, dass relativ wenige studiert haben, aber überdurchschnittlich
viele später über Lehrerbildungsanstalten Volksschullehrerinnen
geworden sind und dass die meisten diese Schulzeit in guter Erinnerung
behalten haben. Über die politische Einstellung im Allgemeinen
oder zu Südtiroler Fragen im Besonderen ist in den Interviews leider nicht
gefragt worden, es wurden aber im Rückblick Erziehungswerte wie Ehrlichkeit
, Kameradschaft, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit usw. positiv
hervorgehoben. Bei den Südtiroler Jungen in Rufach sah dies anders aus.
Hier meldeten sich ältere Jahrgänge geschlossen zur Wehrmacht oder Waffen
-SS. Andere setzten die Schulzeit unter nationalsozialistischen Vorzeichen
in Südtirol bis 1945 noch fort. Es ist die Rede vom politischen, kultu-


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