Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 123
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0123
Kriegsende und erste Nachkriegsjahre in einem Dorf im mittleren Kinzigtal

123

dengekommene Sachwerte anläßlich der Besetzung Steinachs" (20. April
bis 31. August 1945) erfasst sind. 187 geschädigte Familien sind aufgeführt
. Insgesamt wurde ein Betrag von 173.526,80 RM ermittelt.3"' Dies
waren in erster Linie Nahrungsmittel, Kleidungsstücke, Fahrräder, aber
auch viele andere Dinge.36 Bereits am 8. Mai 1945 fragte Bürgermeister
Neumaier beim Landrat an, „wie die Entschädigung der Bevölkerung für
requirierte Sachwerte [...] gehandhabt werden soll". Außerdem teilte er
mit, dass die Ortskommandantur Biberach zwei Personen im Rahmen einer
Razzia im Dorf festgenommen habe und die Gemeinde eine Kaution von
1000 Mark stellen musste.37

Die Strukturen der französischen BesatzungsVerwaltung waren in den
ersten Monaten nach Kriegsende nicht ganz klar. So gab es anfangs für
kurze Zeit eine Ortskommandantur in Steinach, für manche Angelegenheiten
war dann die Ortskommandantur in Biberach zuständig, für andere die
in Haslach. „Alle den zivilen Sektor berührende Fragen" wurden von der
Kreiskommandantur in Wolfach bearbeitet. Ende Juli 1945 gab es etwa 10
Ortskommandanturen im Kreis Wolfach, die jeweils für mehrere Orte zuständig
waren. Steinach war Biberach zugeordnet, aber bereits im August
der Verwaltungsstelle in Haslach.38

Ende Juni 1945 beurteilte Pfarrer Fischer die „derzeitige Lage" folgendermaßen
: „Im allgemeinen herrscht Ruhe im Ort. Ein neuer Bürgermeister
amtet auf dem Rathaus, er soll nach Weisung des Landratsamtes mit
dem Pfarrer gut zusammen arbeiten. Der frühere Ortsgruppenleiter wurde
am 6. Juni in Schonach erschossen, auf der Suche nach ihm, von Deutschen
. Zur Zeit sind von Steinach keine Leute eingesperrt, auch nicht von
Bollenbach. Dort verlief alles ruhig und ohne Schaden. Bei all den Fliegerangriffen
wurde nur eine Zivilperson durch Verschüttung verletzt u. starb
am 10. Mai in Triberg im Lazarett."39

Später wurde der ehemalige Bürgermeister Xaver Neumaier, der seit
1932 auch stellvertretender Ortsgruppenleiter der NSDAP und Ortsbauern-
führer war, verhaftet. Er kam ins Internierungslager Freiburg.40

Es gab weiterhin französische Besatzungssoldaten im Ort, Bauarbeiter zum
Wiederaufbau der Kinzigbrücke, dazu zusätzlich noch ein Bautrupp der
französischen Besatzungsmacht zum Wiederaufbau der Eisenbahnbrücke,
der sich am 27. Juni 1945 einquartierte, nach wie vor Evakuierte aus zerbombten
Städten und einige ehemalige Zwangsarbeiter (vor allem Russen
und Polen). Dies trug zu einer Verschärfung der angespannten Ernährungslage
bei. Außerdem war das Ernährungsamt der Stadt Haslach auf Lieferungen
aus den Umlandgemeinden angewiesen, da dort neben der Militärregierung
auch eine große Zahl ehemaliger Insassen der Haslacher Lager
mitversorgt werden mussten.41 Der Steinacher Bürgermeister lehnte Ende
Juni eine Abgabe von Lebensmitteln nach Haslach unter Verweis auf die


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0123