Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 147
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Kinzigtäler Häuser und ihre baulichen Varianten

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vor der Schlafkammer des Bauernpaares. Wie der Trippel im Dachge-
schoss ragte auch er um Meterbreite vor die Hausfront. Auch dieser Balkon
wurde meist im Verlauf des 19. Jahrhunderts zugunsten der Erweiterung
der Schlafkammer teilweise oder vollständig geschlossen. Der aus
dieser Maßnahme resultierende kastenförmige Anbau - z. B. in den Bildern
4, 6, 8 und 12 links oder rechts in der Hausfront - steht auf den Stichbalken
des ehemaligen Kammertrippeis. Da diese Balken die zusätzliche
Last oftmals nicht tragen konnten, findet man bei relativ vielen Kinzigtäler
Häusern meist hölzerne Stützen unter dem Anbau der Schlafkammer - sie
sind ein sicherer Beleg für diese Änderungsmaßnahmen. Auch diese Entwicklung
ist an den alten Bildern gut nachzuvollziehen. Interessant ist die
Bretterverschalung des Kammertrippeis am Haus im Bild 12. Hier erfolgte
nur eine Teilverschalung; der Rest des Balkons und die ursprünglichen
Fenster blieben erhalten. Ganz rechts hinter der Bretterverschalung befand
sich in früheren Jahren der Abort.

Im Gegensatz zu allen anderen Schwarzwaldhäusern steht das Vieh in
den Kinzigtäler Häusern in nahezu allen Fällen im gemauerten Sockelge-
schoss quer zur Firstlinie, üblicherweise in zwei Reihen, die parallel zur
Firstlinie verlaufen (Bild 1). In aller Regel kann der Stall von der Frontseite
des Hauses aus durch drei Türen begangen werden. Die Türen nahe der
rechten und linken Hausecke führen zu den Stallgängen, die mittlere erschließt
den Futtergang. Die Einfassungen der Türen und Fenster sowie die
Ecken des Sockelgeschosses sind oftmals aus aufwändig bearbeiteten
Sandsteinen gestaltet.

Das unmittelbar über dem Stall angeordnete Wohngeschoss ist durch
zwei Treppen zu erreichen. Eine innere Treppe führt vom Futtergang in
den darüber liegenden Hausgang. Der Bauer kann hierüber, z. B. auch in
schneereichen Wintern, sein Vieh erreichen, ohne das Haus zu verlassen
und den Unbilden des Wetters ausgeliefert zu sein. Eine zweite Treppe -
der eigentliche Hauszugang - führt außen, seitlich vom Haus, zum Wohngeschoss
. Hinter der Hauseingangstür schließen sich an: der Hausgang mit
Wohnstube, Schlafkammer des Bauernpaares, Küche, Kinderschlafkam-
mern und je nach Größe des Hauses oder Hofes ein Leibgedingstüble und
Gesindekammern.

Die Stube des ursprünglich zweiraumbreiten Hauses befindet sich so
gut wie immer an der talseitigen Hausecke, unmittelbar neben der Haustür.
Dieser Raum ist gleichsam die Seele des Hauses. In ihr lebt die Bauernfamilie
. Hier wird gegessen, tätigt der Bauer seine Geschäfte, spielen die
Kinder in den langen Wintermonaten, und auch die Familiengedenktage
werden hier begangen. Und selbst vor dem letzten Gang wurden die Bauersleute
in früheren Jahren hier aufgebahrt.

Eine Besonderheit dieser großen, nahezu quadratischen Stube ist die
leicht gewölbte, frei gespannte Bohlendecke. Diese Decke, die keine Las-


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