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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 149
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Kinzigtäler Häuser und ihre baulichen Varianten

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Gegensatz zu allen anderen Schwarzwaldhäusern erfolgt die Erntebergung
beim Kinzigtäler Haus erdlastig. Über ein Futterloch kann das Heu von der
Heubühne direkt in den Stall geworfen werden. Am Ende der Einfahrt verbreitert
sich der Dachraum über dem gesamten Wohnteil.

Im Gegensatz zur Firstständerbauweise, z. B. bei den Höhen- oder Heidenhäusern
des Hochschwarzwaldes, sind in so gut wie allen Kinzigtäler
Häusern keine tragenden Säulen in der Hausmitte zu finden. Die Fachleute
sprechen in diesem Zusammenhang von einem liegenden Dachstuhl. Kinzigtäler
Häuser sind geschossweise oder, wie der Schwarzwälder sagt, kistenweise
abgebunden. Das bedeutet, dass die Geschosse jeweils unabhängig
voneinander gezimmert sind. Sie sind wie einzelne Kisten übereinander
gestapelt. Nur sehr vereinzelt gab es auch bei Kinzigtäler Häusern aus
dem 16. Jahrhundert noch den so genannten stehenden Stuhl mit Firstständern
und über dem Wohnteil abgefangenen Restfirstständern.8

Eine Besonderheit der Höfe im Wolf- und hinteren Kinzigtal mit seinen
Nebentälern sind die so genannten Hofzeichen (in der Literatur gelegentlich
auch: Hauszeichen). Sie sind an Hofgebäuden, vielfach auch an älteren
Ackergeräten, älterem Geschirr und Handwerkszeug und auch auf Grenzsteinen
zu finden. Es handelt sich um Erkennungs- oder Eigentumsmarken,
deren Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Besondere Bedeutung
hatten diese Markierungen im Zusammenhang mit der Landvermessung
und dem Erstellen der Grundstückskataster - alle Lochsteine (Grenzsteine
) wurden mit dem Hofzeichen gekennzeichnet. Eine nicht mindere
Bedeutung hatten die Hofzeichen auch während der langen Periode der
Flößerei, mussten doch alle Stämme eines Floßes mit dem entsprechenden
Zeichen des Waldbesitzers gekennzeichnet sein. So konnte einerseits gerecht
abgerechnet, andererseits aber auch - falls erforderlich - exakt bei
dem richtigen Lieferanten reklamiert werden. Die Hofzeichen wurden von
Generation zu Generation immer auf demselben Hof vererbt und noch heute
kennzeichnen die selbstbewussten Bauern dieser Gegend ihr Eigentum
mit diesen Zeichen, das inzwischen zu einem „Hofwappen" geworden ist.

Speichergebäude

Die in Nähe vieler alter Schwarzwälder Bauernhäuser heute noch zu findenden
Speicher - sie galten als sicherer Aufbewahrungsort für Essens-,
Korn- und Kleidervorräte, gelegentlich auch für die Ersparnisse und Urkunden
des Hofs - sind konstruktiv und nach ihren Abmessungen grob in
zwei Kategorien einzuteilen. Während die kleinere Art der Speicher - bis
heute sind noch einige aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten, leider oft
vom Zahn der Zeit erheblich gezeichnet - im Höhengebiet des Schwarzwaldes
beheimatet ist, gibt es besonders in den Nebentälern der Kinzig und
im Gebiet der Wolf und unteren Gutach noch relativ viele, kunstvoll abge-


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