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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 162
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Heinz Nienhaus

dreigeteilte, in aller Regel abgestuft-vorkragende Spitzgiebel wurde zu einem
mehr oder weniger glatten dreieckigen Giebelfeld.

Diese Entwicklung nahm im hinteren Kinzigtal, in dem man schon im
18. Jahrhundert auf die Nussbühne verzichtete, ihren Anfang.38 Da hier nur
wenig Nüsse angepflanzt wurden, wusste man mit ihr nichts Rechtes anzufangen
, außerdem wirkte sie sich wärmetechnisch recht negativ aus. Die
Stube gewann dadurch an Höhe. Etwa zeitgleich gingen die Bauern in dieser
Gegend, die reich an Sandsteinvorkommen ist, mehr und mehr zum
Steinbau über. Dabei blieben der grundsätzliche Aufbau und die Raumaufteilung
dieser Häuser jedoch erhalten. Natürlich wirkte sich diese bauliche
Tendenz auch auf die Häuser im vorderen Kinzigtal aus.

Als Beispiel für ein Vereinfachtes Kinzigtäler Haus mag ein Hofgebäude
mit separater Mühle gelten (Bild 11), das zum Dohlenbacherhof in
Oberwolfach-Obertal gehörte und diesem unmittelbar gegenübersteht - nur
durch die Wolf und Landstraße L 96 getrennt. Die Stalltüren im steinernen
Sockelgeschoss sind rechtwinklig; auf die früher üblichen malerischen
Rundbögen wurde verzichtet. Der Kammertrippel fehlt, ebenso das Fensterband
in der Wohnstube; es wurde durch regelmäßig angeordnete Einzelfenster
mit Blendläden ersetzt. Statt des Walms hat dieses Haus ein nahezu
glattes, dreieckiges Giebelfeld, d. h., auch der Trippel im Dachgeschoss ist
verloren gegangen. Allerdings ist das Dach noch mit Stroh gedeckt; lediglich
im Bereich des hinteren Hausausgangs und Kamins ist das Strohdach
aus feuerpolizeilichen Gründen durch Ziegel unterbrochen. Obwohl auch
dieses Haus wohlproportioniert und ästhetisch recht ansprechend wirkt, ist
es gemessen an den ursprünglichen Kinzigtäler Häusern eher so etwas wie
eine „Sparausgabe".

Primär in den westlichen Randgebieten des mittleren Schwarzwaldes,
mehr zur Rheinebene hin, entstanden ein- und zweigeschossige Vereinfachte
Kinzigtäler Häuser, deren Wände aus Fachwerk mit Flechtwerk-
Lehmfüllungen bestehen. Das Fachwerk ist nach Ortenauer Art gestaltet.
In aller Regel ist die Wandaufteilung im ersten Stockwerk relativ bescheiden
, im zweiten aber wesentlich reicher gegliedert.39 So wurden beispielsweise
im Achertal die wenigen Kinzigtäler Häuser, die die Kriege des 17.
Jahrhunderts überdauert hatten, nach und nach von dieser „neuen" Hausart
verdrängt. Dieses „jüngere" Fachwerkhaus hat vom ursprünglichen Kinzigtäler
Haus das steinerne Untergeschoss mit dem Stall, die Raumaufteilung
und das Dachgerüst mit dem liegenden Stuhl übernommen. Abweichend
von seinem ursprünglichen Vorbild hat es jedoch ein dreieckiges
Giebelfeld, dessen oftmals starke Übersetzung noch an den Trippel im
Dachgeschoss des alten Haustyps erinnert.

Die jüngsten Kinzigtäler Häuser entstanden in den achtziger Jahren des
vorletzten Jahrhunderts. Schilli benennt in diesem Zusammenhang den
1887 erbauten Bußhof in Schwaibach bei Gengenbach.40 In der Zeit da-


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