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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 163
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Kinzigtäler Häuser und ihre baulichen Varianten

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nach begann das Steinhaus die traditionelle Bauweise im Kinziggebiet zu
verdrängen.

Die vorausgegangenen Ausführungen zum Vereinfachten Kinzigtäler
Haus sind u. a. deshalb so detailliert, weil sich die beiden Kinzigtäler
Haustypen nur durch einige wenige Kriterien - nicht aber durch die prinzipielle
Raumaufteilung, innere Gliederung und insbesondere den liegenden
Dachstuhl - voneinander unterscheiden. Genau dieser relativ geringe
Unterschied ist offenbar der Grund dafür, dass - gelegentlich selbst in der
Literatur - die beiden von Schilli beschriebenen und zeichnerisch dargestellten
Kinzigtäler Haustypen miteinander verwechselt werden.

Dazu ein Beispiel: Vor etwas mehr als 40 Jahren machte der Freudenstädter
Archivar Dr. Hans Rommel auf das - seiner Meinung nach - einzige
alte Schwarzwaldhaus im damaligen Kreisgebiet Freudenstadt aufmerksam
.41 Er bedauert, dass das alte Schwarzwaldhaus in Zwieselberg (Bild
12) nicht in die Liste schutzwürdiger Baudenkmäler aufgenommen wurde
und sowohl das zuständige Bauamt als auch Landesamt für Denkmalpflege
nach anfänglichen Bedenken erneut einer baulichen Veränderung an diesem
traditionellen Gebäude zugestimmt hatten. In diesem Zusammenhang
informiert Rommel u. a. ausführlich über die bauliche Konzeption des
Hauses und bezeichnet es unter Bezugnahme auf Prof. Schilli als „Vereinfachtes
" Kinzigtäler Bauernhaus. Und das, obwohl die sehr detaillierte Beschreibung
des Objekts und auch das von Rommel in seinem Beitrag einbezogene
Foto,42 wie auch das hier vorgestellte Bild 12 eindeutig zu erkennen
geben, dass das alte Bauernhaus in Freudenstadt-Zwieselberg nach der
Typologie von Schilli43 und auch Schnitzer44 eindeutig ein „klassisches"
Kinzigtäler Haus ist und nicht die „vereinfachte" Form dieses Haustyps -
wenngleich das alte Gebäude nicht gerade zu den größten Häusern dieses
Bautyps zählt. In ihm wohnten über mehrere Generationen Waldarbeiter,
die nebenher Landwirtschaft betrieben, primär für den Eigenbedarf.

Das Haus in Bild 12 zeigt alle Merkmale des klassischen eingeschossigen
Kinzigtäler Hauses: der Viehstall im steinernen Sockelgeschoss, darüber
das Wohngeschoss mit dem Fensterband in der Wohnstube (links), den
zum Teil verbreiterten Trippel vor der elterlichen Schlafkammer (rechts)
und dem verschalten Trippel im Dachgeschoss. Das Walmdach ist um
1910 noch vollständig mit Holzschindeln gedeckt, die Wohnstube auch
heute noch mit der traditionellen gewölbten Holzdecke ausgestattet. Hinter
der Teilverbretterung des Kammertrippeis (rechts) befand sich in früherer
Zeit der Abort.

Der Irrtum Rommels ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass er
sich ausschließlich an der geografischen Karte „Verbreitung der Hausformen
im Schwarzwald" in Schillis Standardwerk45 orientierte - nicht aber
an der tatsächlichen Hausform oder Konstruktion des Hauses. In dieser
Karte sind - wie zuvor schon erwähnt - die Gebiete für alle sieben von


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