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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 189
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Wolfacher Fasnetlieder

189

Was do im ältschte Fasnetschbiel
voll huscht goht in de Wiewermühl,
goht hit au no voll Schwung
s 'wurd alles wieder jung!

Die Melodie zeigt Anklänge an das bekannte Volkslied „Es Burebüebli
mahn i nit"41, ist aber in den Melodiekatalogen des Deutschen Volkslied-
archives nur aus Wolfach belegt. Es ist anzunehmen, dass sie von Bredelin
selbst komponiert oder umgestaltet wurde, denn er war musikalisch sehr begabt
:42 Er leitete in Biberach ab 1806 den Musikunterricht am Gymnasium
zusammen mit dem Komponisten Justin Heinrich Knecht, mit dem er schon
1802 abwechselnd Haydns „Schöpfung" dirigiert hatte. Neben der Weibermühle
schrieb Bredelin zumindest zwei weitere Singspiele und komponierte
die Oper „Der Berggeist", von der sich aber nur die Besetzungsliste erhalten
hat. Außerdem gibt es im Schwäbischen Landesmusikarchiv Tübingen ein
vierstimmiges „Dies Irae" 43 das vermutlich ebenfalls von ihm stammt.

Erst 1950 wurde die Weibermühlenmelodie durch den damaligen Stadtkapellmeister
Eugen Lang schriftlich fest gehalten. Sie war und ist in Wolfach
sehr beliebt und fand auch für Moritaten beim Schnurren Verwendung
. Um 1870 entstand auf die Melodie ein Schnurrtext, der die Preußische
Gewerbe-Ordnung, nach der die Frauen handwerksberechtigt wurden,
verulkte.44

Bredelins „Weibermühle" diente möglicherweise für ein 1814 in Tirol
entstandenes Spiel über das gleiche Thema als Vorbild 45 Vielleicht gehen
beide aber auch auf ein älteres gemeinsames Vorbild zurück. Zwei Indizien
sprechen dafür: Zwei der Frauennamen stimmen in den beiden Stücken
überein (Tirol: Lißl und Durl, Wolfach: Lieserl und Durethä) und der Eingangschor
des Tiroler Spiels steht im gleichen Versmaß wie Bredelins
Singspiel, könnte also auf die gleiche Melodie gesungen worden sein:46

Aria.
1.

Der Müller-Mayster Joß bin i

Auf meiner Weibermühl,

I mahl die Weiber jung und schien,

wie man sie haben will.

Und sein sie nur so schiech sie will,

So werden sie schien auf meiner Mühl.

Auch in Stockach gab es ein Fasnetspiel über die Weibermühle, das in den
Jahren 1835, 1848, 1878, 1885 und 1901 aufgeführt wurde; 1878 haben 15
verschiedene Paare nebst 15 „ausgemahlenen Altenweiber" mitgewirkt:47


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