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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 201
(PDF, 99 MB)
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201

Die Papierer in Gengenbach
Eine Nachlese

Hans-Jochen Schuck

Am 23. August 2001 verstarb Johanna Schimpf im Alter von 102 Jahren in
Gengenbach. Sie war die jüngste Tochter von Joseph Schimpf
(1858-1929), einem der beiden Teilhaber, denen das Papierwerk „Müller
& Schimpf in Gengenbach bis 1909 gehört hatte. Im Nachlass von Johanna
Schimpf fanden sich Unterlagen, Aufzeichnungen, Briefwechsel, Artikel
, welche die Papierherstellung am traditionsreichen Ort und das Unternehmen
noch einmal aus einer anderen Perspektive beleuchten und dem
Bekannten (siehe Literatur) einige interessante Details hinzufügen, die das
Gesamtbild abrunden.

Das älteste Zeugnis vom Bestehen einer „bappyrmülin" in Gengenbach
liefern Seiten eines Wiegendrucks um 1490, der sich in einer Straßburger
Bibliothek befindet. In einem 1903 erschienenen Werk des Fachgelehrten
Paul Heitz über das Papier der Frühdrucke werden über 1300 Wasserzeichen
(Filigrane) dargestellt und beschrieben, die sich in 229 Straßburger
Wiegendrucken vor 1500 befinden. Darunter sind zwei Wappenschild-
Wasserzeichen, die einen gekrümmten Fisch in etwas unbeholfener Darstellung
zeigen. Dr. Karl Theodor Weiß, Gründer des (privaten) Deutschen
Papiermuseums in Erfurt, konnte vier Jahrzehnte später nachweisen, dass
es sich bei diesem Fisch um das frühe Gengenbacher Stadtsiegel, den aufrechten
, heraldisch rechts gebogenen Gangfisch im einfachen Schild handelt
und das Papier aus Gengenbach vor 1490 stammen musste. In diese
langjährigen, schon 1908 begonnenen Recherchen waren später auch Johanna
Schimpf und ihr Bruder Oskar (1886-1976) eingebunden. Beide haben
sich sehr bemüht, trotz widriger Umstände aus alten Unterlagen und
aus der Erinnerung die Nachforschungen nach besten Kräften zu unterstützen
, wie der Briefwechsel zeigt.

Weiß lebte ganz in seiner Welt der Papiergeschichte und Wasserzeichenkunde
und konnte sich schwer vorstellen, dass es in den Kriegsjahren
1940/41 Wichtigeres gab als die Suche nach alten Filigranen. Zur Ermittlung
der Papierpreise vor 300 bis 400 Jahren schlägt er z. B. Johanna vor,
in alten Gengenbacher Stadtrechnungen für den Kanzleibedarf nachzuforschen
. „Hat man die Posten für Papier erst einmal festgestellt, so braucht
man nur Jahrgang um Jahrgang aufzuschlagen, um die schönste Statistik
aufzustellen. Können Sie den Herrn Stadtschreiber für diese Erhebungen
interessieren oder sich selbst beteiligen?" Der Herr Stadtschreiber war
längst an der Front ... Auch die Papierfabrik Albert Köhler wird unter Bei-


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