http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0213
Der „Ochsensaal" in Auenheim - eine kulturelle Begegnungsstätte
213
Ein Blick ins Publikum
zuhalten, allerdings zuerst nur mit Genehmigung der Besatzungsmacht.
Nur am Sonntagnachmittag war z. B. Tanz.
Viele, die vor dem Kriege schöne Abende mitgestaltet haben, waren
nicht mehr unter den Mitgliedern. Dank großem Idealismus der älteren und
großem Tatendrang jüngerer Kräfte erlebte der Ochsensaal als kultureller
Mittelpunkt im Ort eine neue Blütezeit.
Kinoabende, Georg Pfundtner's Bauerntheater (Wanderbühne), Fast-
nachts- und Tanzveranstaltungen mit den Kapellen ATK, TKH und Red
Devils sorgten immer für ein volles Haus.
Im August 1953 versammelten sich weit über 100 Personen zu einem
Familientreffen. Da schon lange geplant, hatte man auch die Gelegenheit
genutzt, weil eine Auswanderin der Familie nach 25 Jahren erstmals wieder
von Amerika nach Auenheim zu einem Besuch kam.
Als ehemaliger Kegelaufsetzer in den 50er-Jahren möchte ich die Kegelbahn
beschreiben:
Die Bahn, 1926 gebaut, befand sich auf der linken Längsseite im Saal.
Die linke Seite der Bande war auch zugleich bei Bedarf eine Sitzbankreihe
bei Veranstaltungen, die rechte Bande bestand aus 8 Stück 3 Meter langen
Holzbrettern, die mit Eisenhalterungen in den Saalboden gesteckt wurden.
Der Anlauf mit Abwurfdielen befand sich im Nebenzimmer der Wirtschaft
. Der Saalboden mit Holzbretterbelag war also auch der Bodenbelag
der Kegelbahn. Kegelbrüder, die regelmäßig im „Ochsen" kegelten, wuss-
ten natürlich genau, an welcher Stelle welche Kugel links oder rechts ablief
. Gastkegler hatten daher kaum eine Chance, ein Spiel zu gewinnen.
Waren Veranstaltungen oder größerer Übungsbetrieb im Saal angesagt,
so musste die Kegelbahn abgebaut werden. Mein Großvater, der Ochsenwirt
, hatte dafür mich und den Gonsert-Jockel. Eine Entlohnung gab's für
mich nicht, der Gonsert-Jockel bekam einen Krug Most.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0213