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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 219
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Straßburg, für das ich immer besondere Sympathie empfand

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Bevölkerung der Stadt informiert: „S.M. der Kaiser wird um 12.00 Uhr in
Straßburg erscheinen. Die ganze Garnison hat in feldmarschmäßiger Aufstellung
auf dem Polygon anzutreten. Der Statthalter hat sich bereits um
11.00 Uhr dorthin zu begeben."

Allgemeine Überraschung, allgemeine Geschäftigkeit. War aber nicht
noch am gleichen Tage früh in den Zeitungen gemeldet worden, der Kaiser
habe sich mit seiner Tochter, der Prinzessin Viktoria Luise, nach Königsberg
in Ostpreußen begeben? ... Vorsichtshalber wurde seitens der Behörden
die Generaldirektion der Reichseisenbahnen angefragt, welche aber
auch nichts von einem Kaiserbesuch wusste. Jedoch bestätigen das Gouvernement
und die Polizeidirektion den Besuch seiner Majestät. Auf den
ersten, öffentlichen Gebäuden erklimmen die Flaggen die Mastspitzen, die
ersten Regimenter ziehen mit klingendem Spiel durch die Stadt. Ein schier
endloser Lindwurm graugrüner Regimentskolonnen beginnt sich durch
Straßburg zu wälzen. Auf dem großen Truppenübungsplatz im Süden der
Stadt erklingen bereits um 11.00 Uhr die ersten Signale, gegen 12.00 Uhr
treffen die ersten Kolonnen, an ihrer Spitze das 126. württembergische Infanterieregiment
, auf dem Polygon ein.

Polizeipräsident von Lautz hat persönlich die Leitung des Sicherheitsund
Absperrdienstes übernommen, und sich, wie bemerkt wurde, in „Großer
Gala" an den Ort des Geschehens begeben. Um 2.00 Uhr nachmittags
holt eine Kompanie des Infanterieregiment 136 mit klingendem Spiel die
Fahnen im Generalkommando ab und überführt diese in feierlicher Parade
zum Truppenübungsplatz. Dort sind seit nunmehr fast zweieinhalb Stunden
13 (dreizehn!) Regimenter versammelt: Artillerie, Infanterie, Maschinengewehrabteilungen
, Kavallerie, Fliegertruppen.

Längst erschienen waren auch Kaisersohn Prinz Joachim von Preußen
mit seinen Adjutanten, der kaiserliche Statthalter für Elsass-Lothringen,
Graf Wedel, der kommandierende General des 15. Armeekorps, von Fabeck
, der Gouverneur von Straßburg, Freiherr von Egloffstein, alle begleitet
von ihren Stäben. Am Horizont taucht sogar ein Zeppelin auf. Alle, alle
standen in spannungsvoller Erwartung, auf dass Er kommen möge. Und alle
, alle kamen, doch der Kaiser bleibt aus ...

Telefonische Anfragen in alle Richtungen ergaben aber, dass ganz
Straßburg einem Scherz zum Opfer gefallen war. So rollten bald in langer
Reihe die Automobile der hohen Militärs, einige von ihnen wohl doch etwas
beschämt, wieder der Stadt zu. Um das Beste aus der verfahrenen Situation
zu machen, ließ man die Truppen vor Prinz Joachim paradieren.
Glücklicherweise war in seiner Gestalt wenigstens ein Hohenzoller am
Platz präsent ...

Still und leise wurden die Flaggen von öffentlichen Gebäuden, aber
auch zahlreichen Privathäusern, wieder eingeholt. Gerätselt wurde um den
Verursacher des ganzen Durcheinanders, das doch sehr stark an den


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