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Vom berühmten Rastatter Maß
Johannes Werner
Wie lange war es her (...), dass es überhaupt Maße und Gewichte gab!
Joseph Roth, Das falsche Gewicht
Von Rastatt sagt ein Buch, das 1725 in Frankfurt und Leipzig erschien,
dass es „groß/und wegen der großen Maß/berühmt"1 sei. Und dass es „insonderheit
wegen des grossen Maasses berühmt"2 sei, steht auch in dem
betreffenden, 1741 in Halle und Leipzig erschienenen Band der berühmten
Zedlerschen Enzyklopädie. (Und beide Male steht es gleich im ersten
Satz.)
Im Jahre 1799 kam dann, in Dortmund, die „Jobsiade" von Karl Anton
Kortum heraus: eine komische Biographie des recht nichtsnutzigen Kandidaten
Hieronimus Jobs aus Sulz- oder Schildburg in Schwaben, der jedoch,
nach vielen Verwirrungen, schließlich Pfarrer von Ohnwitz wird, nachdem
der bisherige Amtsinhaber plötzlich das Zeitliche gesegnet hat.
Der Ehrenmann hatte noch abends vorher gehalten
Eine gute Mahlzeit, von Schinken und kalten
Hammelbraten, mit Salat von Seilerei,
Und ein Rebhühnle verzehrt dabei.
Auch seine täglich gewohnte zwei Rastatter Mäßle
Getrunken aus dem alten Rheinweinfäßle;
War also, gottlob! weder krank noch voll.
Sondern befand sich bis dahin gesund und wohl;
Und seine Konstitution schien versprechen zu wollen,
Dass er ein alter Mann hätte werden sollen;
Denn er war sehr stark und korpulent
Und dacht an nichts weniger als an sein End?
Dass der Pfarrer von Ohnwitz seinen Rheinwein nach Rastatter Mäßle
maß, zeigt, dass dieses Maß weithin bekannt, und dass er selber nicht eben
mäßig war. Dazu wird noch mehr zu sagen sein.
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