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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 257
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Vom berühmten Rastatter Maß

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zugeneigter Mann. Damals gab es in Rastatt wohl nur einen, auf den diese
Beschreibung passte: nämlich den Professor Joseph Loreye, der seit 1808
am dortigen Lyzeum lehrte; also seit dessen Gründung in der Nachfolge
sowohl des Baden-Badener Lyzeums (an dem er vorher gelehrt hatte) als
auch des Rastatter Gymnasiums (der Piaristenschule, an der er selber
unterrichtet worden war).12 Von 1818 bis 1840, bis in sein 74. Lebensjahr
hinein, stand er der Schule als ihr Direktor vor.13 Im Jahre 1844 ist er, der
1767 in Mahlberg geboren worden war, in Rastatt gestorben. Die Tafel, die
das Kollegium in der Aula zu seinem Andenken anbringen ließ, lobt ihn,
unter anderem, als „poeta suavissimus": also als einen überaus liebenswürdigen
Dichter.

Der Verdacht, dass Loreye der Verfasser sei, findet seine Bestätigung in
einem Buch, das lange nach seinem Tod erschien und, außer seiner Biographie
, seine gesammelten Gedichte enthält, und unter ihnen eine gekürzte
und geänderte Fassung des bis dahin anonymen „Abschiedslieds".14 Da
hatte sich die Aufregung um das neue Maß - nun nur noch 1,5 Liter! -
freilich schon lange gelegt.

Ende gut, alles gut?

Die Aufregung trug damals dazu bei, dass die Änderung schon früher in
Kraft trat als es die Regierung vorgehabt hatte. Da, wie der Minister Nebe-
nius rückblickend bemerkte, „die Verkleinerung der Maaße den Wirten zu
keiner Zeit unangenehm war"15, trieben diese die Sache voran, und die
Glashütten, vor allem die in Gaggenau, zogen mit, da sie nicht länger Gefäße
in den alten, abgängigen Größen herstellen wollten. Der Hofrat Wild
sah widerwillig ein, dass „die Sache wohl nicht mehr zu redressieren"16
war. Am 28. April 1812 erschien eine „Vorläufige Bekanntmachung über
die wirkliche Einführung des neuen allgemeinen Maases", und am 25. Juni
eine Verordnung, durch die es mit Wirkung vom l. September in den
Wirtshäusern eingeführt wurde. Und damit verschwand etwas, was Rastatts
Ruhm gewesen war.

Anmerkungen

1 Der Curieuse Passagier, welcher in Compagnie getreuer Reiß-Gefehrten ganz Ober-
und Nieder-Teutschland durchreiset .... Frankfurt/Leipzig 1725. Sp. 595

2 Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste .... Bd. 30,
Halle/Leipzig 1741, Sp. 913

3 Kortum, Karl Arnold: Die Jobsiade. Ein komisches Heldengedicht in drei Teilen. Leipzig
1920, 286f. Vgl. Werner, Johannes: Rastatt in der Literatur, in: Heimatbuch Landkreis
Rastatt (32) 1993, 163-174; die dort (166) angegebenen Mengen beruhen jedoch
auf einem Irrtum, den der Verfasser aus älteren Darstellungen übernommen hatte


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