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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 264
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Walter E. Schäfer

ring.10 Doch die Festschrift der Gemeinde Renchen gab Ernst Batzer heraus
. An ihrem Eingang stand das Porträt Grimmelshausens und seiner
Schriften von Jan Hendrik Schölte.11 Artur Bechtold eröffnete den Jubiläumsband
der Zeitschrift „Die Ortenau" (11) 1924 mit einer Darstellung
in markigen Strichen. Er fasste die Grundrichtung der bis dahin gewonnenen
Einsichten bündig zusammen:

Wir haben, nicht ohne schmerzliche Enttäuschung, erleben müssen,
wie von dem Lebensbilde Grimmelshausens, wie wir es erschaut und
bereits liebgewonnen hatten, ein romantischer und abenteuerlicher
Zug nach dem andern abfiel, wie oft gerade von den Scenen, die am
lebendigsten geschrieben sind und uns am meisten gefesselt hatten,
sich gezeigt hat, daß der Stoff schon durch drei, vier Schwankbücher
oder Schelmenromane vor Grimmelshausen hindurchgegangen war,
bis dieser ihn erfaßte, indem er die alte Fabel mit neuem Leben, mit
seinem lachenden Humor erfüllte. Sicher ist manchem Leser der
kühne Jäger von Soest, der wilde, frauenbetörende Soldat, der „ be-
au Allemand" und selbst der Landstörzer und Straßenräuber lieber
gewesen als der pflichteifrige, an die Schreibstube seines Obristen
gebundene Schreiber und Regimentssekretarius, der ritterschaftliche
Schaffner, der Bauernwirt zum „ silbernen Stern " und Schultheiß eines
kleinen Schwarzwaldfleckens, der hinter den abenteuerlichen
Masken zum Vorschein gekommen ist. Fühlen diese Leser sich enttäuscht
, daß der Verfasser anders aussieht, als sie sich vorgestellt
hatten, so trifft sie selbst die Schuld, aus der Frische der Darstellung
allzuweitgehende Schlüsse auf die Person des Verfassers gezogen zu
haben, für dessen Kunst aber kann es wohl kaum ein höheres Lob
geben, als daß man fast dreihundert Jahre lang glauben konnte, der
Roman sei zum größten Teil erlebt.12

Freilich stand man immer noch auf unsicheren Fundamenten. Das beweist
schon die Wahl des Jahres 1924 für das Jubiläum. Man hatte durch komplizierte
Kalkulationen das Jahr 1624 als Geburtsjahr Grimmelshausens angegeben
, war sich aber der Sache nicht sicher. Es dauerte noch bis in die Mitte
des 20. Jahrhunderts, bis durch die Überlegungen von Günther Weydt
das Jahr 1621 als das wahrscheinlichste Geburtsjahr erkannt wurde. Bis
heute war auch kein authentisches Porträt von Grimmelshausen aufzufinden
, wird wohl auch nie zu finden sein, denn Grimmelshausen gehörte
nicht zu den Kreisen der gelehrten Welt und sein Amt als Bürgermeister
von Renchen war denn doch nicht so bedeutend, dass er sich hätte porträtieren
lassen. Vor allem aber: Das Versteckspiel war ihm Bedürfnis, die
vielfältig gebrochene Erscheinung. Insofern könnte auch unter der von
Giacomo Manzü geschaffenen Statue eines lebhaft grüßenden jungen Man-


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