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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 271
(PDF, 99 MB)
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Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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sen, einen aus uns, und zwar mich, zu Dir zu schicken, um teils nachzusehen
, wie es mit Dir stehe, teils auch Dir zur Aufmunterung zu dienen, wenn
Du jemand hast, mit dem Du Deine ohne Zweifel lahme Praxis und Dein
Zu-Hause-Sitzen vergessen könntest ... Da sie inzwischen aber erfahren
hätten, dass es ihm wieder besser gehe, würden sie sich begnügen, ihm
statt Oken das „Athenäum", welches wir von Metzlern entlehnten, zu schicken
, welches Deinen Organismus, indem es Deine Seele ergötzt, gewiß
wieder mit Dir in Harmonie bringen wird. Auch fordern wir Dich auf,
wenn es Dir wegen ruhender Praxis an Geld fehlen sollte, Du es uns ohne
Umstände berichten sollst - Ziererei in dieser Hinsicht würde beweisen,
daß Du uns nicht für Freunde hältst... (Dez. 1802)

Dieser Brief ist ein schönes Zeugnis von Freundestreue, wie sie Oken
und seine Gefährten (es waren wohl vor allem Mediziner und Naturforscher
) verstanden. Neben der Bereitschaft, füreinander einzustehen, dokumentiert
er auch die geistige Aufgeschlossenheit der Freunde, wenn sie
Keller zur Wiederherstellung der Harmonie von Organismus und Seele das
Athenäum, die programmatische Zeitschrift der deutschen Frühromantik,
zuschickten; leihweise. - Das gegenseitige Ausleihen von Fachbüchern unter
den Freunden ist öfter Thema in den Briefen, wie auch die Aufteilung
der Kosten von Neuanschaffungen von Büchern. Geldmangel war ständig
präsent. Doch solange nicht Not, Krankheit oder Tod eingriffen, fühlte sich
Oken im Kreis seiner Freunde aufgehoben, und man gewinnt den Eindruck
, dass sie für ihn die Familie ersetzten.

In besonderem Maß benötigte Oken die Anteilnahme der Freunde für
seine Bestrebungen auf dem Gebiet, das für ihn am wichtigsten war: die
Naturphilosophie. Wie aus Okens ersten Briefen an Keller hervorgeht, arbeitete
er als Student schon ab 1802 an einem neuen System der Naturphilosophie
. Sein großes Vorbild war Schelling, dessen Name in den Briefen
häufig genannt wird. Beunruhigt durch andere Veröffentlichungen auf diesem
Gebiet, möchte Oken eine ganze Übersicht der Theorie drucken ...
lassen, um nicht etwa als Plagiator auftreten zu müssen (Dez. 1802). Er
wollte sich also die Urheberschaft seiner Ideen sichern und wendet sich
deshalb an seinen Freiburger Professor Alexander Ecker, weil er Präses
der Zensur ist; doch er erfährt von ihm eine böse Abfuhr: Was wollen Sie
mit diesem Mystizismus? Den versteht kein Mensch als einige der neuen,
überall verachteten Naturphilosophen! Ich kann Ihnen sagen, lieber
Freund, daß dieser Wisch hier nicht gedruckt werden darf, weil alles, was
schellingisch ist, zum Atheismus führt! Und warum diese Systemsucht?
Dies sei, so Oken an Keller, der Saft seines Schimpfens gewesen (Dez.
1802). Irritieren ließ er sich dadurch nicht, wie überhaupt Selbstzweifel in
seinen Briefen nicht vorkommen.

Aufmunterung hatte Oken hingegen durch einen Brief von Eschenmayer
erfahren, dem er als anerkanntem Naturforscher Teile seines Manu-


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